Frankreichs Finanzierungskosten steigen
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Die Inflation kommt Frankreich teuer zu stehen. Nicht nur, dass die Regierung gerade ein zweites Maßnahmenpaket mit einem Umfang von weiteren 25 Mrd. Euro plant, um die Folgen abzufedern. Zusätzlich lässt die Inflation die Finanzierungskosten des französischen Staates um 17 Mrd. Euro steigen, da ein Teil der Schulden inflationsindexiert ist. Der Nachtragshaushalt, den die Regierung nun vorlegen will, wird deshalb zusätzliche Ausgaben für Finanzierungskosten von mehr als 17 Mrd. Euro ab diesem Jahr enthalten.
Im Sinne der Maastricht-Kriterien dürften die für 2022 erwarteten Finanzierungskosten laut „Les Echos“ um rund 25 Mrd. Euro auf mehr als 42 Mrd. Euro steigen. Die Staatsverschuldung Frankreichs betrug nach Angaben des Statistikamtes Insee Ende des ersten Quartals 2902 Mrd. Euro. Das entspricht 114,5% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). 250 Mrd. Euro der Schulden, rund 11% der gesamten Staatsverschuldung, sind auf die Inflation Frankreichs und des restlichen Europa indexiert, wo der Preisanstieg noch höher als in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone ausfällt.
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hatte deshalb bereits gewarnt, dass die Staatsfinanzen die Alarmstufe erreicht hätten. Das müsse bei den geplanten Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation berücksichtigt werden, forderte er im Fernsehsender BFMTV. „Die Bedingungen der Schuldenfinanzierung haben sich geändert.“ Noch bis vor kurzem habe Frankreich sich Geld zu Null- oder Negativzinsen leihen können. Jetzt jedoch müsse das Land 2% oder mehr Zinsen zahlen. Der rechtsextreme Rassemblement National und die linkspopulistische Partei La France Insoumise dringen auf mehr Hilfen zur Abfederung der Inflation.