Arbeitsmarkt

Frühjahrs­belebung – aber Sorgen wegen Kriegsfolgen

Der deutsche Arbeitsmarkt ist bislang weitgehend unbeschadet geblieben vom Krieg in der Ukraine. Allerdings dürfte die Zahl der Kurzarbeiter wieder deutlich steigen. Im Euroraum erreichte die Arbeitslosenquote ein Allzeittief.

Frühjahrs­belebung – aber Sorgen wegen Kriegsfolgen

ast Frankfurt

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine spiegelt sich noch nicht in der Arbeitsmarktstatistik wider, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg vorlegte. Dank der üblichen Frühjahrsbelebung sank die Zahl der Arbeitslosen im März um 66000. 2,362 Millionen Personen waren ohne Job. Die Arbeitslosenquote gab im selben Zeitraum um 0,2 Prozentpunkte auf nun 5,1% nach und liegt damit 1,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Im Euroraum sank die Arbeitslosigkeit im Februar auf ein Rekordtief bei 6,8% (siehe Grafik).

„Der Arbeitsmarkt erholt sich weiter“, konstatierte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der BA, bei der Präsentation der Daten. Die Lockerungen der Corona-Beschränkungen und die Aussicht auf den inzwischen umgesetzten vollständigen Wegfall vieler Maßnahmen, sowie das im März wärmere Wetter, steigere die Beschäftigung.

Dass die Zahl der Arbeitslosen nur noch um 27000 höher liegt als vor der Pandemie, ist auch für Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein gutes Zeichen. „Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in Maßnahmen mitzählt, liegt sogar um 138000 niedriger als vor zwei Jahren. Dieser Erfolg ist dem Engagement der Unternehmen in Deutschland, aber auch dem entschlossenen Krisenmanagement der Bundesregierung zu verdanken“, lobte Heil.

Auch die Kurzarbeit ist bislang noch weitgehend stabil. Der BA zufolge wurde vom 1. bis 27. März für 113000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Allerdings sind diese Daten aufgrund des kurzfristigen Inkrafttretens der gesetzlichen Sonderregelungen erheblich untererfasst. Im Januar, dem Monat, für den die BA die aktuellsten Kurzarbeit-Zahlen vorlegt, wurde für 654000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt.

Behörden-Defizit wächst

Allerdings erwarten Ökonomen vom Münchner Ifo-Institut, dass die Kurzarbeit besonders im verarbeitenden Gewerbe deutlich zunehmen wird, sobald die Folgen des Ukraine-Kriegs noch stärker spürbar werden. Die hohen Energiepreise und anhaltenden Lieferengpässe bei Vorprodukten hinterließen bereits in der deutschen Autoproduktion Spuren – einige Hersteller zeigten bereits mehr Kurzarbeit an.  Das Gastgewerbe hingegen dürfte sich zunächst weiter von der Pandemie erholen und von der beginnenden wärmeren Jahreszeit profitieren.

Auch die BA erwartet Bremsspuren durch den Krieg: „Folgen des Krieges in der Ukraine zeigen sich in den Arbeitsmarktdaten momentan nur vereinzelt“, betonte Terzenbach. „Die Gefahren, die von einer weiteren Eskalation und beispielsweise Lieferstopps fossiler Rohstoffe ausgehen, belasten jedoch die weitere wirtschaftliche Entwicklung.“ Krieg und Flucht würden sich zwar auch in Zukunft nicht in Form von vielen Entlassungen oder Insolvenzen äußern, die Kurzarbeit dürfte aber deutlich steigen. Im Dezember waren die Statistiker noch von 300000 Kurzarbeitern im Jahresmittel ausgegangen. Inzwischen rechnen sie mit einem fast doppelt so hohen Jahresmittel. Daher werde voraussichtlich auch das für die Behörde veranschlagte Defizit von 1,3 Mrd. Euro im laufenden Jahr nicht ausreichen. Die Bundesagentur für Arbeit rechnet nun mit einem Minus von bis zu 4 Mrd. Euro.

Hohe Jugendarbeitslosigkeit

In der Eurozone sank die Arbeitslosigkeit im Februar auf ein Allzeittief von 6,8% – nach revidiert 6,9% im Januar. Experten hatten allerdings einen größeren Rückgang auf 6,7% auf dem Zettel gehabt. Besonders niedrig war die Arbeitslosenquote im Februar in Deutschland und in Malta, wo sie nach den Eurostat-Kriterien bei jeweils 3,1% lag. Am höchsten ist der Wert in Griechenland (11,9%) und Spanien (12,6%). Die Jugendarbeitslosigkeit im gemeinsamen Währungsraum bleibt mit 14,0% weiterhin vergleichsweise hoch.

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