Tagung von IWF und Weltbank

Georgiewa warnt vor Gefahren für die Weltwirtschaft

Obwohl die Inflation auf dem Rückzug ist und eine Rezession vermieden werden konnte, steht die Weltwirtschaft nach Ansicht von IWF-Chefin Kristalia Georgiewa vor schwierigen Herausforderungen.

Georgiewa warnt vor Gefahren für die Weltwirtschaft

Georgiewa fürchtet Konjunkturrisiken

Inflation auf dem Rückzug – Geopolitische Krisen und hoher Schuldenstand belasten Weltwirtschaft

Obwohl die Inflation auf dem Rückzug ist und eine Rezession vermieden werden konnte, steht die Weltwirtschaft nach Ansicht von IWF-Chefin Kristalina Georgiewa vor Risiken. Um diese zu minimieren, sind Schuldenabbau, Reformbereitschaft und ein regelgestütztes Handelssystem notwendig.

det Washington

Kristalina Georgiewa, die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), zeichnet ein durchwachsenes Bild der globalen Konjunkturaussichten. In ihrer „Curtain Raiser“-Rede im Vorfeld der gemeinsamen Jahrestagung des IWF und der Weltbank betonte Georgiewa einerseits die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung. Gleichzeitig warnte sie aber vor erheblichen Risiken für die Weltwirtschaft. Gefahren sieht sie insbesondere in geopolitischen Krisen, der steigenden Staatsverschuldung und dem weiter hohen Preisniveau.

„Die globale Inflationswelle befindet sich auf dem Rückzug“, sagte die IWF-Chefin in der traditionellen Auftaktveranstaltung zu den halbjährlichen Tagungen. „Die Arbeitsmärkte in den USA und der EU kühlen sich zwar ab“, so Georgiewa. Die leichte Abschwächung verlaufe aber „auf geregelte Weise“. Dass es in dieser schwierigen Phase gelungen sei, eine Rezession zu verhindern, sei ein Ergebnis internationaler Koordination in der Geld- und Fiskalpolitik sowie wichtiger Reformen, vor allem im Banken- und Finanzsektor.

Gleichwohl wies sie auf die Gefahren hin. Trotz der niedrigeren Inflationsraten befinden sich die Preise auf einem außerordentlich hohen Niveau und lasten somit auf der Wirtschaft. Besonders stark betroffen seien hiervon die Entwicklungsländer, stellte Georgiewa fest. Konjunkturelle Risiken gehen auch von dem Krieg im Nahen Osten aus. Dieser könnte die Volkswirtschaften der betroffenen Länder in eine Krise stürzen. Auch könnten die Kriege in Nahost und in der Ukraine eine Destabilisierung der globalen Energiemärkte zur Folge haben.

Wachsender Schuldenberg

Dazu gesellen sich die exorbitanten Staatsschulden, die laut Währungsfonds dieses Jahr 100 Bill. Dollar übersteigen werden. Wie aus dem Fiscal Monitor des IWF hervorgeht, könnten diese bereits in sechs Jahren die globale Wirtschaftsleistung übertreffen. Erschwert wird die Situation nach Georgiewas Darstellung dadurch, dass der wachsende Schuldenberg von relativ schwachem Wirtschaftswachstum begleitet wird.  

Die daraus resultierende Schrumpfung des fiskalischen Spielraums treffe die ärmeren Länder am härtesten, stellte sie fest. Aber auch Industriestaaten müssten Prioritäten setzen. Mit demografisch bedingten Zahlungsverpflichtungen konfrontiert, müssen sie außerdem den Übergang zu erneuerbaren Energien finanzieren.  

Entgegenwirken kann die Politik diesen Gefahren nur durch Reformbereitschaft, unter anderem der Arbeitsmärkte. Demografische Unterschiede bedeuten, dass einige Länder mit den fiskalischen Herausforderungen einer alternden Bevölkerung zu kämpfen haben. In anderen seien jüngere Menschen, die eine Berufsausbildung brauchen, in der Mehrheit.

Ausgleichen könne man diese Differenzen durch eine ausgewogene Migrationspolitik und Maßnahmen, um Frauen verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zudem gelte es, Kapital zu mobilisieren und die wirtschaftliche Produktivität zu erhöhen. Dabei könnten sowohl der Abbau bürokratischer Hürden als auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle spiele, betonte die IWF-Direktorin.

Bei der Anwendung von KI sei es allerdings unverzichtbar, dass dieser ein ethisches und regulatorisches Rahmenwerk zugrunde liegt. Ein Risiko sieht Georgiewa zudem in der Fragmentierung des Welthandels. Folglich müssten Politiker in Ländern mit protektionistischen Tendenzen erkennen, dass alle Staaten von einem regelgestützten Handelssystem profitieren würden.

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