Harsche Kritik aus Davos in Richtung Moskau
rec Frankfurt
Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist zum Auftakt der 52. Auflage zum Schauplatz harscher Kritik an Russland geworden. Ein Vertreter der Vereinten Nationen (UN) nannte die Blockade ukrainischer Häfen durch das russische Militär eine „Kriegserklärung“, weil dadurch eine globale Ernährungskrise droht. Während Russland in Davos dieses Jahr außen vor bleibt, forderte der zugeschaltete ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schärfere Sanktionen und eine Isolierung Russlands in der Weltwirtschaft.
Das jährliche Zusammentreffen von Wirtschaftsbossen und Spitzenpolitikern in dem Schweizer Kurort steht diesmal ganz im Zeichen des Ukraine-Kriegs und dessen Folgen für die Weltwirtschaft. Der deutsche Vizekanzler Robert Habeck rief angesichts einer sich abzeichnenden Nahrungsmittelkrise zu internationaler Zusammenarbeit auf. „Wir werden, wenn wir keine andere Lösung finden, im nächsten Jahr einen großen Mangel an der weltweiten Kalorienversorgung haben“, sagte der Wirtschaftsminister. Wenn sich jedes Land nur um sich selber kümmere und seine eigenen Vorräte aufstocke, „dann wird diese Krise eskalieren“, warnte Habeck.
Die Ukraine ist einer der wichtigsten Weizenproduzenten der Welt. Die Lager sind voll, doch die Ware steckt fest, weil Russland die Häfen blockiert. Das Thema treibt auch die G7 um, die Gruppe der führenden Industriestaaten. Selenskyj forderte in der Auftaktrede des Weltwirtschaftsforums Verhandlungen über den Zugang zu blockierten Seehäfen. Außerdem drang er auf „maximal wirksame Sanktionen“ gegen Russland. Nötig sei etwa ein Embargo für russische Energieträger. Drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs bedankte sich der 44-Jährige auch für die internationale Unterstützung. „Die Welt glaubt an die Ukraine“, sagte er. Nach der Rede erhoben sich viele Zuhörer und applaudierten.
Bereits am Sonntag hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einer Fragmentierung der Weltwirtschaft durch den Ukraine-Krieg gewarnt. In einem Blogbeitrag auf der Homepage des IWF schrieben IWF-Chefin Kristalina Georgiewa, ihre Stellvertreterin Gita Gopinath und Strategiechefin Ceyla Pazarbasioglu: „Die Kosten einer weiteren Desintegration wären für alle Länder enorm.“ Menschen sämtlicher Einkommensklassen würden darunter leiden.