Hohe US-Inflation dämpft Hoffnung auf frühe Zinssenkung
US-Inflation enttäuscht Zinsoptimisten
Verbraucherpreise höher als erwartet – Analysten rechnen jetzt mit Notenbankschritt frühestens im Mai
Der Inflationsdruck in den USA dauert an. Im Januar ging die Inflation nicht so stark zurück wie erwartet. Damit dürfte sichergestellt sein, dass die Notenbank bei der nächsten geldpolitischen Sitzung auf eine Zinssenkung verzichten wird und eine Lockerung der Zinszügel frühestens im Mai erfolgen dürfte.
det Washington
Getrieben von Wohnkosten, Lebensmitteln und Dienstleistungen haben die US-Verbraucherpreise im Januar stärker zugelegt als erwartet. Das könnte die Pläne der Notenbank zementiert haben, bei der nächsten Sitzung ihres Offenmarktausschusses (FOMC) vorerst auf eine Zinssenkung zu verzichten.
Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, legte der Verbraucherpreisindex (CPI) gegenüber dem Vormonat um 0,3% und auf Jahressicht um 3,1% zu. Im Dezember hatten sich Konsumgüter um 0,2% verteuert. Zwar lag die Jahresrate unter dem im Dezember gemessenen Anstieg um 3,4%. Gleichwohl übertrafen sämtliche Zahlen, auch die Kernrate, die Markterwartungen um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte.
Mieten treiben die Preise
Der Bericht unterstreicht die Bedeutung der steigenden Mieten und hohen Finanzierungskosten beim Eigenheimkauf. So befeuerten die Wohnkosten abermals die Inflation und waren für mehr als zwei Drittel der Veränderung im CPI verantwortlich. Auch trugen Lebensmittel, deren Preise um 0,4% kletterten, zu der hartnäckigen Inflation bei. Dienstleistungen ohne Berücksichtigung des Energiesektors waren um 0,7% teurer als im Dezember, insbesondere im Gesundheitswesen und dem Transportsektor, wo Komponenten wie Flugtickets und Fahrdienste ins Gewicht fielen.
Während die Inflation sich im Wesentlichen auf drei Komponenten des CPI konzentrierte, gaben in einigen Branchen die Preise sogar erkennbar nach. So fielen die Energiepreise um 0,9%. Entscheidend dafür war der Rückgang bei Benzin, das sich gegenüber dem Vormonat um 3,3% verbilligte. Auffallend war insbesondere der Preisrückgang bei Gebrauchtwagen, wo das BLS ein Minus von 3,4% feststellte. Während der Corona-Pandemie hatten diese als Folge der Lieferkettenstörungen exorbitante Steigerungen aufgewiesen. Billiger als im Vormonat waren auch Bekleidung und pharmazeutische Produkte, deren Preise um 0,7% und 0,6% nachgaben.
Warten auf Zinssenkung
Nach der letzten Sitzung des FOMC vor zwei Wochen hatte Notenbankchef Jerome Powell betont, dass er angesichts des andauernden Preisdrucks nicht damit rechnet, dass die Fed bereits im März die Zügel lockern wird. Darin wird er sich nun bestätigt sehen, und folglich sind Experten überzeugt, dass eine Zinssenkung bei der nächsten Sitzung vom Tisch ist. Wie Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group, feststellt, lagen die Jahreswerte des CPI sowohl an der Gesamtrate als auch an der Kernrate gemessen um 0,2 Prozentpunkte über den Markterwartungen.
"Hinzu kommt, dass die Fed Fund Futures nun für das gesamte Jahr nicht mehr Zinssenkungen um 125, sondern nunmehr insgesamt 100 Basispunkte signalisieren, und das ist deutlich näher an den von der Fed geplanten 75 Basispunkten", stellte Norland fest. Auch betonte er die herausragende Bedeutung der steigenden Wohnkosten. "Ohne diese Komponente waren die Zahlen nah an den Markterwartungen", sagte Norland. Das Fed Watch Tool der CME Group unterstellte nach der Veröffentlichung des CPI mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90%, dass die Währungshüter im März den Zielkorridor für den Leitzins unverändert bei 5,25 bis 5,5% belassen werden.
Ähnlich schätzt Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury, die Lage ein. "Der Bericht bestätigt Powells vorsichtige Haltung beim geldpolitischen Kurs und unterstützt das Narrativ, wonach die Notenbanker mehr Hinweise auf Disinflation sehen wollen, ehe sie die Zinsen senken." Laut Ryan "ist die Debatte um eine mögliche Lockerung im März tot, auch ist ein Zinsschritt im Mai nun in Gefahr". Zwar bleibt der Experte bei der Erwartung, dass die Fed im Juni den Leitzins heruntersetzen wird. Auch dies könne aber zweifelhaft sein, wenn künftige Inflationsdaten die Markterwartungen übertreffen.