Ifo-Index bringt wenig Besinnliches
ba Frankfurt
Ein versöhnlicher Jahresschluss bleibt für die deutsche Konjunktur diesmal aus. Die Corona-Pandemie, anhaltende Lieferengpässe und kräftig gestiegene Preise bremsen das Wirtschaftswachstum und lasten immer stärker auf der Unternehmensstimmung.
Im Dezember ist der Ifo-Geschäftsklimaindex zum sechsten Mal in Folge gefallen – um 1,9 auf 94,7 Punkte. Dabei wurde nicht nur die aktuelle Lage schwächer bewertet, auch der Blick in die Zukunft fiel pessimistischer aus. „Die verschärfte Pandemielage trifft konsumnahe Dienstleister und Einzelhandel hart“, erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Bescherung für die deutsche Wirtschaft falle dieses Jahr aus. Ökonomen erwarten eine Wachstumsdelle im Winterhalbjahr und haben daher zuletzt reihenweise ihre Prognosen für das laufende und das kommende Jahr nach unten geschraubt, die Voraussagen für 2023 aber erhöht.
Die Bundesbank ist mit ihrer aktuellen Projektion ebenfalls diesen Weg gegangen, bleibt allerdings für 2022 etwas optimistischer als andere Auguren. „Der Aufschwung verschiebt sich zeitlich etwas nach hinten“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann am Freitag. Die Notenbank erwartet nun für 2021 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,5%, im Juni waren es noch 3,7%. 2022 soll das BIP 4,2 (zuvor: 5,2)% zulegen, 2023 dann 3,2 (1,7)%. Für 2024 werden 0,9% vorausgesagt. Ab dem kommenden Frühjahr sollte der private Konsum erheblich zulegen, erwartet die Notenbank. Die Lieferengpässe werden sich bis Ende 2022 auflösen, wodurch vor allem die Exporte vorübergehend einen starken Schub erhalten.
Wenig weihnachtlich
Unter den Lieferengpässen leidet vor allem die Industrie, mittlerweile aber auch der Einzelhandel. „Der Weihnachtsmann hat diesmal weniger Geschenke für die deutsche Wirtschaft, auch weil nicht alles geliefert werden kann“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe zu Reuters. Fast 82% der Einzelhändler hätten im Dezember unter Lieferengpässen gelitten, ausgerechnet in der umsatzträchtigen Vorweihnachtszeit. „Beschaffungsprobleme bei Rohstoffen und Vorprodukten haben sich verschärft“, sagte Wohlrabe auch mit Blick auf die Industrie, in der beispielsweise die unentbehrlichen Halbleiter fehlen. Im Handel ist der Index deutlich gesunken. Laut Ifo kam dabei der Großhandel vergleichsweise glimpflich davon, während die Entwicklung der Umfragewerte im Einzelhandel ähnlich dramatisch wie im letzten Winter ausfiel. Vor dem dritten Advent hatte der Einzelhandelsverband HDE bereits geklagt, dass das Weihnachtsgeschäft „in diesem Jahr eine Katastrophe“ sei. Mehr als 70% der Unternehmen blickten mit negativen Erwartungen auf die restlichen Tage des Jahres. Auch im Dienstleistungssektor ist das Geschäftsklima eingebrochen – stärker bergab ging es zuletzt im April 2020. „Vor allem im Tourismus und im Gastgewerbe stürzten die Umfragewerte ab“, erklärte das Ifo-Institut dazu. Als „Silberstreif am Horizont“ wertet Ifo-Experte Wohlrabe, dass der Klimaindex im verarbeitenden Gewerbe nach fünf Rückgängen in Folge wieder gestiegen ist, da die Aussichten besser als im Vormonat beurteilt wurden. Der Auftragsbestand legte im Oktober trotz zuletzt sinkender Neubestellungen um 0,8% zu. Die Reichweite kletterte laut Destatis auf 7,5 Monate – solange müsste theoretisch bei gleichbleibenden Umsätzen produziert werden, allein um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.