IG Metall fordert Wumms gegen Fachkräftemangel
ast Frankfurt
Die IG Metall hat einen schnelleren sozialen und ökologischen Wandel angemahnt. Das Transformationsversprechen erfordere eine Zusammenarbeit aller, sagte der Vorsitzende Jörg Hofmann auf der Jahrespressekonferenz der Gewerkschaft. „2023 muss zum Jahr des fairen Wandels werden.“ Dieser gelinge nur mit den Beschäftigten – nicht gegen sie. Die Herausforderungen für Wirtschaft und Politik sind groß. Vor allem der Fachkräftemangel belastet derzeit viele Betriebe.
„Wir brauchen einen echten Wumms beim Wandel, kein zögerliches Handeln nach Kassenlage“, forderte Hofmann. Die Arbeitsmarktpolitik müsse so angepasst werden, dass Beschäftigten Instrumente bereitgestellt würden, die Chancen für neue, berufsqualifizierende Abschlüsse böten. „Mechaniker zu Heizungsinstallateuren, Motorenentwickler zu Softwareentwickler, Bandarbeiterinnen zu Hochvolt-Montagekräften: Das erfordert eine bessere und längere Bildungsteilzeit und mehr Qualifizierungsgeld, als es die Bundesregierung gerade plant“, sagte Hofmann. Und weiter: „Wir brauchen sichere Perspektiven in der Arbeitswelt von morgen.“
Vorstandskollegin Christiane Benner forderte die Unternehmen zum Handeln auf. „Es reicht nicht, wenn die Arbeitgeber Fachkräftemangel beklagen, aber selbst zu wenig dagegen unternehmen“, sagte sie. „Betriebe müssen sich bei ihrer Einstellungspolitik bewegen.“ Die strukturelle Benachteiligung von Hauptschülern müsse endlich ein Ende finden, so Benner. Laut einer Bertelsmann-Studie ist zwischen 2011 und 2021 der Anteil der Hauptschüler, die nach dem Schulabschluss eine Lehre beginnen, um ein Fünftel gesunken.
Die IG Metall setzt sich angesichts von Digitalisierung, Homeoffice und künstlicher Intelligenz mit ihren Folgen für die moderne Arbeitswelt für eine modernere Mitbestimmung ein. „Digital und Gewerkschaft gehören selbstverständlich zusammen. Wir brauchen ein digitales Zugangsrecht für Gewerkschaften und keinen versteckten Link im Intranet“, erklärte Benner.
Die IG Metall baut sich derzeit um. Nach einem erneuten Mitgliederschwund 2022 diskutiert sie über eine neue Führungsstruktur. Angestrebt wird nach Hofmanns Ausscheiden im Herbst eine Doppelspitze. Benner bekundete ihre Bereitschaft, an dieser mitzuwirken.