US-Verbraucherpreise

Inflations­druck in USA lässt nach

Der Preisauftrieb in den USA hat sich im Juli etwas beruhigt. Entscheidend dafür war aber fast ausschließlich die Verbilligung von Benzin. Eine echte Wende dürften die jüngsten Daten noch nicht darstellen.

Inflations­druck in USA lässt nach

det Washington

Der Preisauftrieb in den USA hat im Juli stärker als erwartet nachgelassen. Nach Ansicht der meisten Ökonomen liefert das aber keine überzeugenden Signale dafür, dass die Inflation auf breiter Front nachhaltig zurückgeht. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, blieb der saisonbereinigte Consumer Price Index (CPI) gegenüber Juni unverändert und stieg auf Jahressicht um 8,5%. Erwartet hatten Bankvolkswirte eine Zunahme um 8,7%. Im Juni hatten sich Konsumgüter gegenüber Mai um 1,3% und im Vorjahresvergleich um 9,1% verteuert.

Entscheidend für den nachlassenden Inflationsdruck waren die sinkenden Benzinpreise, die um 7,7% nachgaben. Energieprodukte waren um 4,6% billiger als im Vormonat. Damit konnte der Preisanstieg bei Lebensmitteln, die um 1,1% teurer waren als im Vormonat, mehr als ausgeglichen werden. Wie Joe Brusuelas, Chefvolkswirt bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Consultingunternehmen RSM, überzeugt ist, „werden Konsumenten aber mehr Preisnachlässe in anderen Produktgruppen sehen wollen, ehe sie davon überzeugt sind, dass die Inflation wirklich zurückgeht“.

Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelkomponenten legte der CPI im Vorjahresvergleich um 5,9% zu. Zwar wurden leichte Preisrückgänge bei Bekleidung, Gebrauchtwagen und Transportleistungen festgestellt. Dafür stiegen aber neben den Lebensmittelpreisen erneut die Wohnkosten. Auch Strom, Krankenversorgung und Neuwagen waren teurer als im Vormonat.

Fed achtet auch auf CPI

Zwar ist der CPI nicht das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank. Die Fed richtet ihre Prognosen vielmehr an dem PCE-Preisindex aus, der vom Handelsministerium veröffentlicht wird. Dieser legte im Juni um 6,8% und an der Kernrate gemessen um 4,8% zu. Dennoch hob das Sitzungsprotokoll der letzten FOMC-Sitzung im Juli auch den außerordentlich kräftigen Anstieg des CPI hervor. Dieser deute darauf hin, dass die Inflation „kurzfristig weiter auf hohem Niveau verharren wird“, so die Schlussfolgerung seitens der Währungshüter.

Unwahrscheinlich ist jedenfalls, dass die leichte Entspannung an der Inflationsfront zu einer noch stärkeren Anpassung ihres geldpolitischen Kurses führen wird. Nachdem die Wirtschaft im zweiten Quartal das zweite Mal in Folge geschrumpft war, dürfte die Fed ihren Kurs leicht entschärfen und im September den Zielkorridor für den Leitzins um 50 anstelle der bislang erwarteten 75 Basispunkte hochschrauben.

Auch nach der Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten signalisierte das Fedwatch Tool der CME Group, dass die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung um einen halben Prozentpunkt bei über 60% liegt.

Anders schätzt hingegen Commerzbank-Ökonom Christoph Balz die Lage ein. Zwar seien die Daten vom Juli ein Anlass zur „Hoffnung, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten ist“. Gleichwohl habe Powell betont, dass er einige Monate in Folge rückläufige Inflationszahlen sehen wolle. Zu erwarten sei daher, „dass die Fed zum dritten Mal in Folge den Leitzins um 75 Basispunkte anheben wird“.

Lohndynamik entscheidend

Aus der Sicht von Bantleon-Ökonom Andreas Busch ist auch die weitere Lohnentwicklung wichtig. „An­gesichts des bis zuletzt auf sehr hohen Touren laufenden Arbeitsmarkts ist hier bislang noch keine Entspannung in Sicht“, so Busch. Gleichwohl sei im Verlauf des kommenden Jahres damit zu rechnen, dass der Lohndruck dann nachlässt, „wenn die Wirtschaft wie von uns prognostiziert 2023 in eine Rezession abrutscht“. Zwar bezeichnete er den geringeren Anstieg der Verbraucherpreise als „primär technische Gegenbewegung zu den überraschend starken Steigerungen der beiden vorangegangenen Monate“. Gleichwohl ist auch er davon überzeugt, dass der Höhepunkt der Inflation nun überschritten sein dürfte.

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