Internationaler Währungsfonds

IWF mahnt Fed zu Vorsicht bei der Zinswende

Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt in seinem Länderbericht die konjunkturelle Entwicklung in den USA positiv ein und erwartet früher als die Fed, dass das Inflationsziel erreicht werden kann.

IWF mahnt Fed zu Vorsicht bei der Zinswende

Trotz andauernder Abwärtsrisiken rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) in den kommenden Jahren mit einem relativ robusten Wachstum der US-Wirtschaft. Auch prognostiziert der Währungsfonds bedeutende Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung des Inflationsziels von 2%. Gleichwohl warnt die geschäftsführende Direktorin Kristalina Georgiewa vor einer verfrühten Zinswende.

Wie aus den bilateralen Artikel-4-Konsultationen hervorgeht, ist in diesem Jahr mit einer Wachstumsrate von 2,6% und 2025 mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,9% zu rechnen. In den darauffolgenden vier Jahren wird die Wirtschaftsleistung um jährlich 2,0 oder 2,1% zulegen. Optimistischer als die US-Notenbank schätzt der Fonds künftige Erfolge beim Kampf gegen die Inflation ein. „Das Inflationsziel kann bereits Mitte nächsten Jahres erreicht werden“, sagte Georgiewa. Die Fed erwartet dies erst 2026.

Resistente Konjunktur

Unterm Strich bescheinigt der Bericht der Konjunktur trotz der Abwärtsrisiken bemerkenswerte Resistenz. So liegen heute sowohl die Wirtschaftsaktivität als auch die Beschäftigung über dem Niveau, das vor dem Ausbruch der Coronakrise erreicht worden war, stellte der Bericht fest. Auch haben die Realeinkommen, die 2022 als Folge der hohen Inflation gesunken waren, mittlerweile das Vorkrisenniveau übertroffen. Gleichwohl betont der IWF, dass trotz der mehr als 16 Millionen neuen Jobs, die seit 2020 entstanden, das Wohlstandsgefälle groß bleibt. Insbesondere habe die Armut zugenommen, seitdem staatliche Hilfsmaßnahmen, die der Kongress während der Krise verabschiedet hatte, ausgelaufen sind. 

Risiken sieht die Studie vor allem in geopolitischen Krisen sowie der Möglichkeit, dass weitere Erfolge bei der Inflationsbekämpfung ausbleiben könnten. Auch betonte Georgiewa bei einer Pressekonferenz die Notwendigkeit, die Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen und das Haushaltsdefizit abzubauen. Gleichwohl schätzt der Fonds die künftigen Aussichten deswegen positiv ein, weil der kräftige Anstieg der Haushaltsvermögen den Privatkonsum ankurbeln dürfte. Ungeachtet der hohen Zinsen sei die Schuldenlast der Haushalte und Unternehmen nahezu unverändert. Auch positiv: Die höhere Partizipationsrate am Arbeitsmarkt habe zu Produktivitätssteigerungen geführt.

Andauernde Inflationsrisiken

Was die Teuerung angeht, zeigt sich der IWF weiterhin vorsichtig. Allerdings sagen die Ökonomen einen langsameren Anstieg der Wohnkosten voraus. Sollte in diesem Bereich der Kostendruck aber andauern oder sich verstärken, könnte dies Fortschritte beim Kampf gegen die Inflation torpedieren. Dasselbe gilt für die Entwicklung der Nominallöhne, vor allem im Dienstleistungssektor. Vor diesem Hintergrund fordert der Fonds die Fed auf, Vorsicht walten zu lassen. Erst gegen Ende dieses Jahres sollten die Währungshüter mit einer Lockerung der geldpolitischen Zügel die Zinswende einläuten. Zunächst müssten „klare Beweise dafür vorliegen, dass die Inflation sich auf einem tragfähigen Pfad bewegt, die Zielgröße von 2% zu erreichen“, sagte Georgiewa.   

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.