Weltwirtschaftsausblick

IWF warnt vor weltweiten Wachstumsrisiken

Der Internationale Währungsfonds (IWF) lobt vor dem Hintergrund der geldpolitischen Kursverschärfung die Widerstandsfähigkeit der globalen Konjunktur. Dennoch warnt er vor Gefahren für die Weltwirtschaft.

IWF warnt vor weltweiten Wachstumsrisiken

IWF warnt vor weltweiten Wachstumsrisiken

Gefahren gehen von regionalen Konflikten und zunehmendem Protektionismus aus

det Washington

Vor dem Hintergrund der deutlich niedrigeren Inflation fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) von den Industriestaaten und Schwellenländern konsequente Maßnahmen zum Abbau der Haushaltsdefizite. In seinem neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) warnt der Währungsfonds zudem vor andauernden Abwärtsrisiken für die globale Konjunktur. Diese gehen derzeit insbesondere von geopolitischen Konflikten aus. Zudem bergen zunehmend protektionistischen Tendenzen erhebliche Gefahren. Zu befürchten sei auch, dass einige Notenbanken bei der Zinswende zu viel Geduld walten lassen, warnt der WEO.  

Ungeachtet der lauernden Gefahren stellt der IWF der Weltwirtschaft insgesamt gute Noten aus. So habe die globale Konjunktur während des gesamten disinflationären Prozesses bemerkenswerte Resistenz bewiesen. Die Inflation, die im dritten Quartal 2022 9,4% erreichte, wird nach Schätzungen des Fonds bis Ende 2025 auf 3,5% zurückgehen. Die Teuerung wird damit unter dem langjährigen Durchschnittswert vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie liegen.

Rezession erfolgreich vermieden

„Der Rückgang der Inflation ohne eine globale Rezession ist eine bedeutende Leistung“, sagt IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas. Dazu hätten die Überwindung der Lieferkettenengpässe und auch die Migrationspolitik beigetragen. Diese habe in vielen Ländern geholfen, die Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften und den daraus resultierenden Lohndruck zu überwinden. Wie der WEO betont, spielte aber auch die restriktive Geldpolitik eine entscheidende Rolle bei dem erfolgreichen Kampf gegen die nachfrageseitigen Komponenten der Teuerung.

Der IWF hebt hervor, dass nicht nur ein Konjunktureinbruch verhindert werden konnte. Sowohl 2024 als auch 2025 wird die globale Wirtschaftsleistung sogar um robuste 3,2% zulegen, prognostiziert der Fonds. Das solide Wachstum täusche aber nicht über erhebliche regionale Differenzen hinweg. So werden die USA dieses Jahr mit einer Wachstumsrate von 2,8 (zuvor: 2,6%)% wieder den Spitzenrang unter den Industrieländern einnehmen. Schlusslicht unter ihnen wird gemäß dem WEO Deutschland sein. Nachdem die deutsche Wirtschaft 2023 um 0,3% schrumpfte, erwartet der IWF dieses Jahr mit einer Stagnation und 2025 mit einem Plus von 0,8%. Im Juli hatte der IWF noch mit +0,2% und +1,3% gerechnet.

Trotz der nachlassenden Teuerung betonte Gourinchas, dass „die Abwärtsrisiken zunehmen und mittlerweile den Wirtschaftsausblick beherrschen“. So stellt der Krieg in Nahost ein akutes Risiko für die Rohstoffmärkte dar. Das wiederum lastet auf vielen Entwicklungsländern, für die der IWF die Wachstumsprognosen gegenüber der letzten Schätzung vom Juli leicht nach unten korrigierte. 

Wie Gourinchas sagt, könnte neben geopolitischen Konflikten eine „protektionistische Handels- und Industriepolitik zur Folge haben, dass das Wachstum deutlich niedriger ausfällt, als wir derzeit erwarten“. Sollten darüber hinaus die Notenbanken zu lange an hohen Zinsen festhalten, könnte dies auch zu verschärften Finanzierungskonditionen führen. Folglich müssten die Währungshüter mit der Zinswende auf Kurs bleiben, ohne Inflationsrisiken aus dem Auge zu verlieren. Diese stammen insbesondere von der starken Teuerung bei Dienstleistungen. Eine Gratwanderung haben Politiker auch bei der Haushaltskonsolidierung zu meistern. So habe der Zinsrückgang den Schuldendienst der Staaten verbilligt. In vielen Ländern, insbesondere den USA und China, reiche dies aber nicht zur Schuldenstabilisierung aus. Staaten müssten den Schuldenabbau vorantreiben und zugleich verhindern, dass fiskalische Zurückhaltung das Wirtschaftswachstum gefährdet.

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