Verbraucherpreise

Japanische Inflation auf 40-Jahres-Hoch

Japans Inflation legt weiter zu – die Kernrate von 3,6% ist der höchste Stand seit 1982. Dies setzt die Bank of Japan unter Druck, die bei der Teuerung immer noch von einem temporären Phänomen spricht.

Japanische Inflation auf 40-Jahres-Hoch

dpa-afx/Bloomberg Tokio

Die lange Zeit niedrige Inflation in Japan zieht zunehmend an. Im Oktober stieg die Kernteuerungsrate (ohne frische Lebensmittel) mit 3,6% auf den höchsten Stand seit 40 Jahren, wie aus Regierungsdaten vom Freitag hervorgeht. Ökonomen hatten mit 3,5% gerechnet. Die Rate wird von der japanischen Notenbank besonders beachtet. Die Gesamtinflation (mit Energie und Lebensmitteln) sprang von 3,0% im Vormonat auf 3,7%. Die Raten liegen immer noch niedriger als in anderen Indus­trieländern, für japanische Verhältnisse sind sie aber hoch.

Kurs wird gehalten

Das mittelfristige Preisziel der Bank of Japan (BoJ) von 2% wird zwar schon seit längerem klar überschritten. Die Währungshüter halten aber an ihrer Ansicht fest, dass der Anstieg ein nur übergangsweises Phänomen sei, dem geldpolitisch nicht begegnet werden müsse. Notenbankchef Haruhiko Kuroda bekräftigte diese Haltung am Freitag vor dem japanischen Parlament. Während die Ökonomen weitgehend mit der BoJ darin übereinstimmen, dass sich die Inflation in Japan im nächsten Jahr abkühlen wird, was zum Teil auf staatliche Subventionen zurückzuführen ist, sind einige Analysten der Ansicht, dass die Zentralbank die zugrundeliegende Stärke der Preise unterschätzt.

„Es wird für die BoJ immer schwieriger zu sagen, dass die derzeitige kostentreibende Inflation nur vorübergehend ist“, sagte Mari Iwashita, leitender Marktökonom bei Daiwa Securities. „Wenn der Yen schwach bleibt, werden mehr Unternehmen versuchen, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben.“ Um die Auswirkungen der höheren Preise auf den Verbrauch abzumildern, hat Premierminister Fumio Kishida im vergangenen Monat ein Konjunkturpaket angeordnet, das unter anderem Hilfen zur Senkung der Energiekosten und Geldgeschenke für die Kinderbetreuung vorsieht. Sein Kabinett hat ein zusätzliches Budget von 29,1 Bill. Yen (208 Mrd. Dollar) genehmigt, um diese Maßnahmen teilweise zu finanzieren.

Die steigende Inflation setzt die BoJ zunehmend unter Druck, denn sie verfolgt eine im internationalen Vergleich ungewöhnlich lockere Geldpolitik. Dies hat den Yen stark geschwächt, was die Inflation über teurere Einfuhren weiter anfacht. Japan muss einen Großteil seiner Rohstoffe importieren, weshalb das Land besonders von den hohen Rohstoff- und Energiepreisen getroffen wird. Die exportorientierte Wirtschaft leidet zudem unter der internationalen Konjunkturschwäche. Laut der ersten offiziellen Schätzung schrumpfte die Wirtschaft im dritten Quartal um 0,3% gegenüber dem Vorquartal. Für das laufende Vierteljahr sind Experten aber optimistisch.