Konjunktur

Japans BIP schrumpft im Startquartal

Nach dem starken Wachstum im zweiten Halbjahr 2020 ist Japans wirtschaftliche Erholung im abgelaufenen Quartal zum Stillstand gekommen. Weniger Privatkonsum und Staatsausgaben sowie negative Auswirkungen des Chipmangels auf Investitionen drückten...

Japans BIP schrumpft im Startquartal

mf Tokio

Nach dem starken Wachstum im zweiten Halbjahr 2020 ist Japans wirtschaftliche Erholung im abgelaufenen Quartal zum Stillstand gekommen. Weniger Privatkonsum und Staatsausgaben sowie negative Auswirkungen des Chipmangels auf Investitionen drückten die Wirtschaftsleistung etwas stärker als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum zwischen Januar und März lag saisonbereinigt um 1,3% oder annualisierte 5,1% unter dem Vorquartal. Im Schnitt hatten 37 Ökonomen in Japan einen BIP-Rückgang von 1,2% bzw. annualisiert 4,6% vorhergesagt.

Die Verbraucher senkten ihre Ausgaben im Quartalsvergleich um 1,4%. Dies lag zum einen daran, dass wegen der Pandemie zwischen dem 8. Januar und 21. März in weiten Landesteilen der Notstand verhängt war. Bars und Restaurants mussten früher schließen, viele Geschäfte verkürzten ihre Öffnungszeiten. Zum anderen kürzten die Unternehmen den Winterbonus ihrer Mitarbeiter um durchschnittlich 8,5% zum Vorjahr. Zugleich unterstützte der Staat die Wirtschaft weniger. Seine Ausgaben schrumpften um 1,4%. Unter anderem wurden die großzügigen Subventionen für Inlandsreisen schon im Dezember gestoppt. Zudem verringerten Firmen ihre Investitionen überraschend um 1,4%. Analysten stellten einen Zusammenhang zum globalen Mangel an Halbleitern her. Für einen Lichtblick sorgte der kräftige Anstieg der Exporte um 2,3% zum Vorquartal. Aber weil die Importe um 4,0% zulegten, drückte der Außenhandel die Wachstumsrate um 0,2 Prozentpunkte.

Für das laufende Quartal rechnen japanische Ökonomen im Schnitt mit einem Wachstum von 0,5%. Das verarbeitende Gewerbe sollte sich aufgrund des Wachstums in China und den USA weiter erholen, erklärte Finanzminister Taro Aso. Die hohe Nachfrage nach Chips stärkt einerseits viele japanische Zulieferer der Elektronikindustrie. Andererseits leidet der Fabrikausstoß unter der Knappheit der Chips. So wird Toyota im Juni drei Fertigungsbänder in zwei Fabriken mehrere Tage lang stilllegen. Zudem hängt der weitere Konjunkturverlauf stark davon ab, ob der zum 25. April verhängte dritte Notstand in neun Landesregionen wie geplant Ende Mai aufgehoben wird. Derzeit sieht es nicht danach aus. Die Zahl der aktiven Covid-19-Fälle steht auf einem Rekordhoch, während die Impfkampagne nur langsam Fahrt aufnimmt. „Der Service-Sektor wird weiter unter Druck stehen“, räumte Wirtschaftsminister Yasutoshi Nishimura ein. Im Gesamtjahr traute der Internationale Währungsfonds­ Japan zuletzt ein BIP-Wachstum von 3,3% zu.