Geldpolitik

Japans Notenbank lässt Geldschleusen offen

Ungeachtet der zunehmenden Inflation hält Japans Notenbank an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest und widersetzt sich damit dem Trend in den USA und Europa zu steigenden Zinsen. Nach ihrem zweitägigen Treffen bestätigten die Währungshüter ihren...

Japans Notenbank lässt Geldschleusen offen

mf Tokio

Ungeachtet der zunehmenden Inflation hält Japans Notenbank an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest und widersetzt sich damit dem Trend in den USA und Europa zu steigenden Zinsen. Nach ihrem zweitägigen Treffen bestätigten die Währungshüter ihren kurzfristigen Zinssatz von −0,1% sowie die Fixierung der zehnjährigen Rendite in einer engen Spanne um 0%. Alle 37 Ökonomen, die vom Japan Center for Economic Research befragt wurden, hatten diese Entscheidung erwartet.

Zwar korrigierte die Bank of Japan (BoJ) ihre Inflationsprognose für 2022 im vierteljährlichen Wirtschaftsausblick um 0,4 Prozentpunkte auf 2,3% nach oben, etwas über dem offiziellen Inflationsziel von 2%. Aber für 2023 erwartet sie einen Rückgang auf 1,4%. Vor allem sieht sie weiter die erhöhten Energiepreise als entscheidenden Preistreiber. Für das laufende Jahr senkten die Notenbanker ihre Vorhersage für das Wirtschaftswachstum um 0,5 Punkte auf 2,4%. Als Grund nannte man Risiken wie anhaltende Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise und die Corona-Pandemie. Daher blieben monetäre Anreize notwendig. „Die Unsicherheit in Japans Wirtschaft ist sehr groß“, so die BoJ. „Wir müssen die Bewegungen an den Finanz- und Devisenmärkten sowie ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Preise aufmerksam verfolgen.“

„Japans Geldpolitik bleibt durch große Vorsicht gekennzeichnet“, sagte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Kurzfristig sei nicht mit Anpassungen bei der Steuerung der Renditekurve zu rechnen. Die BoJ bekräftigte denn auch, an jedem Handelstag unbegrenzt zehnjährige Anleihen zu 0,25% zu kaufen. Eine Ausweitung der Spanne über 25 Basispunkte hinaus würde die Wirkung der geldpolitischen Lockerung zunichtemachen, erklärte Haruhiko Kuroda.

Nicht einmal der Kurssturz des Yen zum Dollar kann den BoJ-Chef er­schüttern. „Es handelt sich weniger um eine Yen-Schwäche als um eine Dollar-Stärke“, betonte der 77-Jährige. „Der Euro und das britische Pfund fallen genauso stark, ebenso der südkoreanische Won.“ Es sei unvorstellbar, dass eine andere Geldpolitik den Yen-Verfall aufhalte. Allerdings ist der Yen in zwölf Monaten um 21% zum Dollar deutlich stärker als Euro, Pfund und Won gefallen.

Der schwache Yen hat im Juni die Exporte angeschoben – laut Finanzministerium stieg der Wert der Ausfuhren um fast ein Fünftel auf 8,6 Bill. Yen (61 Mrd. Euro). Analysten hatten mit einem etwas geringeren Wert gerechnet. Die Importe, die der niedrigere Yen-Wechselkurs entsprechend verteuerte, kletterten wertmäßig um rund 46% auf 10 Bill. Yen. Damit ergab sich ein Handelsbilanzdefizit von 1,4 Bill. Yen. Dies war das elfte Mal in Folge, dass der Wert der Importe über dem der Exporte lag. Im Mai hatte der Negativsaldo noch fast 2,4 Bill. Yen betragen – der Höchstwert seit Anfang 2014.

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