Konjunktur

Japans Wirtschaft wächst kaum

Die neuesten Kennzahlen zur japanischen Konjunktur fallen enttäuschend aus. Auf den designierten neuen Notenbank-Gouverneur Kazuo Ueda wartet eine schwierige Aufgabe.

Japans Wirtschaft wächst kaum

Japans Wirtschaftsleistung ist Ende 2022 langsamer gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte um 0,2% zum Vorquartal zu, aufs Jahr hochgerechnet ergab sich ein Wachstum von 0,6%. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Plus von 2% gerechnet. Damit hält die Konjunkturschwäche nach dem revidierten BIP-Rückgang im dritten Quartal um annualisierte 1% an. Im Gesamtjahr wuchs Japans Wirtschaft real um 1,1% im zweiten Jahr in Folge. 2021 betrug das Plus aber noch +2,1%.

Die enttäuschenden Daten unterstreichen die schwierige Aufgabe, die auf Kazuo Ueda wartet. Die Regierung nominierte den 71-jährigen Ökonomen am Dienstag offiziell als neuen Gouverneur der Bank of Japan. Seine Kandidatur war schon am Freitag bekannt geworden. Der Nachfolger von Haruhiko Kuroda, der nach zehn Jahren monetärer Stimulierung im April aus dem Amt scheidet, muss einen Weg zur Normalisierung der ultralockeren Geldpolitik finden, ohne die fragile Wirtschaft zu gefährden.

Von Oktober bis Dezember zeigte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ein stark gemischtes Bild. Diesmal überzeugte der Privatkonsum, der nach Aufhebung vieler Corona-Beschränkungen wieder zunahm. Allerdings lag das Niveau immer noch unter dem von 2019 vor der Pandemie. Möglicherweise dämpften die hohen Preise die Konsumfreude. Die Nettoexporte steuerten 0,3 Prozentpunkte zur Wachstumsrate bei. Doch die Unternehmen verringerten ihre Kapitalausgaben stärker als vorhergesagt. Gleichzeitig bremste ein negativer Lagereffekt, dies drückte die Rate um 0,5 Punkte. „Da andere Industrieländer auf eine Rezession zusteuern, wird der Nettohandel Japan in der ersten Jahreshälfte in die Rezession ziehen“, warnte Japan-Ökonom Darren Tay von Capital Economics. Dafür spreche auch die unerwartet schnelle Abschwächung der Kapitalausgaben.

Diese Aussichten dürften es dem designierten Chef der Notenbank erschweren, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Als ehemaliges Führungsmitglied der Bank of Japan und als scharfsinniger Theoretiker wird Ueda weder den „Falken“ noch den „Tauben“ in der Geldpolitik zugerechnet und kommt anders als seine Vorgänger auch nicht aus dem Finanzministerium.

Ehemaligen Mitarbeitern zufolge diskutiert Ueda die Geldpolitik gerne auf Datenbasis und verwendet dabei auch theoretische Instrumente. Ebenso wie der spätere Chef der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, und Mario Draghi, ehemaliger EZB-Präsident, gehörte Ueda am MIT in Cambridge zu den Schülern von Wirtschaftswissenschaftler Stanley Fischer.

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