Jeremy Hunt kürzt F&E-Steuervorteile
hip London
Der britische Schatzkanzler Jeremy Hunt wird der „Sunday Times“ zufolge die Möglichkeiten mittelständischer Firmen, Forschungs- und Entwicklungsausgaben steuerlich geltend zu machen, drastisch beschneiden. Bislang konnten sie ein Drittel ihrer F&E-Aufwendungen absetzen. Künftig sollen es dem Blatt zufolge nur noch knapp 19 % sein. Eine Umfrage des Verbands Coalition for a Digital Economy (Coadec) unter mehr als 250 Firmengründern ergab, dass Start-ups im Schnitt damit rechnen, durch Hunts Vorgehen mehr als 100 000 Pfund zu verlieren. Man mache sich große Sorgen, dass die Kürzung bereits in sehr naher Zukunft zu weniger Innovationen führen werde, ausgerechnet in einer Zeit, in der die Regierung versuche, die nachhaltige Wachstumsrate nach oben zu bringen, schrieb Jonathan Geldart, der Generaldirektor des Institute of Directors, dem Schatzkanzler.
Unterdessen warnte Keith Anderson, der Chef der Iberdrola-Tochter Scottish Power, in der „Financial Times“ davor, dass ein Scheitern der Reform der Planungsverfahren dazu führen würde, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht schnell genug vonstatten gehen kann. „Wir brauchen für den Bau eines Offshore-Windparks nur zwei Jahre“, sagte Anderson dem Blatt. „Aber das Planungsverfahren ist grundsätzlich fehlerhaft. Deshalb dauert es eher zehn Jahre.“ Die Regierung laufe Gefahr, eine „gottgegebene“ Chance für einen Neustart der Wirtschaft zu verschenken. „Die Windparks, die heute ans Netz gehen, wurden genehmigt, als (der ehemalige Labour-Premierminister) Gordon Brown noch an der Macht war“, sagte Anderson.
Auch Onshore machen der Branche bürokratische Hürden zu schaffen. Die Regierung hat zwar einen Entwurf für eine Reform der Planungsverfahren vorgelegt. Dem Verband Renewable UK zufolge werden dadurch die bestehenden Mängel aber nicht beseitigt. Die zuständige Lokalverwaltung müsse auch weiterhin einen detaillierten Plan aufstellen, der alle für die Nutzung von Onshore-Windkraft geeigneten Flächen identifiziert. Lediglich 11 % der Gebietskörperschaften hätten bislang Zeit, Ressourcen und Interesse dafür aufgeboten. Zudem reiche auch weiterhin der Widerspruch einer einzigen Person, um ein Projekt zu blockieren. Im vergangenen Jahr seien in England lediglich zwei kleinere Onshore-Windturbinen installiert worden.