Finanzstabilität

KI könnte Börsencrashs auslösen

Der Einsatz von KI wird große Auswirkungen auf die Finanzstabilität haben, mahnt der IWF. Noch sei offen, ob die positiven oder die negativen Effekte überwiegen.

KI könnte Börsencrashs auslösen

KI könnte Börsencrashs auslösen

IWF macht Gefahren für die Finanzstabilität aus – Technologie bietet aber auch Chancen – Aufsichtsbehörden gefragt

mpi Frankfurt

Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird sich auf die globale Finanzstabilität auswirken. Offen ist laut Internationalem Währungsfonds (IWF) jedoch noch, ob die positiven oder die negativen Effekte überwiegen werden. „KI kann die Risiken für die Finanzstabilität tatsächlich verringern, indem sie ein besseres Risikomanagement ermöglicht, die Marktliquidität erhöht sowie eine bessere Marktüberwachung durch die Anleger und die Regulierungsbehörden ermöglicht“, teilt der IWF in einem Vorabkapitel aus dem Global Financial Stability Report (GFSR) mit. „Gleichzeitig können aber auch neue Risiken für die Finanzstabilität entstehen“.

Zu diesen Gefahren zählt der IWF unter anderem die mögliche Zunahme von sogenannten Flashcrashs an der Börse – starker Kurseinbruch und anschließend schnelle Erholung innerhalb einiger Minuten. Diese Marktbewegungen könnten dann entstehen, wenn eine große Zahl an Investoren auf Basis derselben oder zumindest ähnlicher KI-Modelle automatisiert handelt. Zudem könnte eine höhere Geschwindigkeit im Handel durch den Einsatz von KI grundlegend die Volatilität erhöhen, was ebenfalls die Wahrscheinlichkeit von Abstürzen an der Börse steigert. Bereits in der Vergangenheit habe der Einsatz von Algorithmen im Börsenhandel laut IWF zu einer Zunahme von Flashcrashs geführt.

Zunehmende Intransparenz

Die Liste der Risiken für die Finanzstabilität ist jedoch noch länger. Operationelle Gefahren könnten entstehen, wenn die KI-Dienstleistungen nur von einer kleinen Gruppe von Unternehmen bereitgestellt wird, von denen die Finanzmärkte dann abhängig sind. KI kann zudem für Cyberangriffe oder Desinformationskampagnen genutzt werden. Nicht zuletzt sorgt sich der IWF auch vor Intransparenz. Überwachungsprobleme könnten entstehen, „da die KI eine weitere Verlagerung von Market-Making und Anlagetätigkeiten auf Hedgefonds, Eigenhandelsfirmen und andere Nichtbanken-Finanzintermediäre fördert“.

Damit die positiven Effekte der KI auf die Finanzstabilität die negativen überwiegen werden, sieht der IWF vor allem die Regulierungsbehörden in der Pflicht, auf den technologischen Wandel zu reagieren. Konkret könnte dies bedeuten, dass Finanzinstitute gegenüber den Behörden Interdependenzen zwischen Daten, Modellen und der technologischen Infrastruktur für den Einsatz von KI offen legen müssen. Außerdem rät der IWF dazu, dass Finanzintermediäre, die keine Banken sind, stärker überwacht und reguliert werden, indem sie der Finanzaufsicht Auskunft über KI-relevante Informationen erteilen müssen. Des Weiteren könnte der verstärkte Einsatz von Handelsunterbrechungen (Circuit Breakers) und eine Überprüfung der Einschusspflichten Flashcrashs durch den Einsatz von KI unwahrscheinlicher machen.

Rasante Entwicklung

An einer rasanten Verbreitung von Künstlicher Intelligenz an den Finanzmärkten hat der IWF derweil keinerlei Zweifel. „Seit dem Erscheinen großer Sprachmodelle (Large Language Models) in 2017 ist der Anteil der KI-Inhalte in Patentanmeldungen, die sich auf algorithmischen Handel beziehen, von 19% im Jahr 2017 auf über 50% pro Jahr seit 2020 gestiegen“, schreibt der Internationale Währungsfonds. Diese Entwicklung deute darauf hin, dass „in diesem Bereich eine Innovationswelle bevorsteht“.

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