Geldpolitik

Klare Signale von der US-Notenbank

Die Fed rechnet zwar mit einem stärkeren Wachstum in diesem Jahr als bislang angenommen. Aber auch eine steigende Inflation bringt die Notenbanker nicht aus der Ruhe. Eine straffere Geldpolitik ist daher längerfristig nicht zu erwarten.

Klare Signale von der US-Notenbank

det Washington

Die jüngsten Projektionen des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank signalisieren mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dass die Fed bis Ende 2023 am Nullzins festhalten wird. Auch sei mit einer Verringerung der Anleihenkäufe von monatlich 120 Mrd. Dollar erst dann zu rechnen, wenn „tatsächliche“, an aktuellen Daten messbare Fortschritte in Richtung Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind. Zwar fielen die aktualisierten Konjunkturprognosen der Fed deutlich optimistischer aus als im Dezember. Wegen der fortbestehenden Abwärtsrisiken besteht aus Sicht von Notenbankchef Jerome Powell aber noch längst kein Handlungsbedarf.

Überraschend war aus Sicht vieler Experten, wie kräftig die Notenbanker ihre Prognosen für 2021 nach oben revidierten. Die stimulierende Wirkung des neuen Konjunkturpakets, gepaart mit Impfaktionen, die wiederum eine schnellere Öffnung der Wirtschaft ermöglichen, könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieses Jahr um 6,5% wachsen lassen – also um 2,3 Prozentpunkte mehr, als die Notenbank vor einem Vierteljahr vorausgesagt hatte. Diese Zahl veröffentlichte der FOMC am Mittwoch. Aussagekräftig ist auch die Einschätzung der Geldpolitiker, dass der Wachstumsschub durch Sonderfaktoren ausgelöst wird und sich nur auf 2021 bezieht. So weichen die Wachstumserwartungen der Notenbank für die kommenden zwei Jahre kaum von den letzten Schätzungen ab. 2023 dürfte die Wirtschaftsleistung laut Fed sogar weniger stark zunehmen, als man noch im Dezember geglaubt hatte.

Mehr Kontinuität traut die Notenbank der Erholung am Arbeitsmarkt zu. Obwohl der Begriff der Vollbeschäftigung nicht quantifiziert ist, scheinen sich die Währungshüter am Vorkrisenniveau zu orientieren und wollen die Erwerbslosenquote auf jene 3,5% drücken. Das war der letzte Stand unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie. Mit derzeit 6,2% ist die US-Wirtschaft noch weit von diesem Ziel entfernt. Die Fed rechnet erst 2023 damit, die Quote wieder so weit zu senken. Auch das ist ein Indiz dafür, dass eine Straffung der Geldpolitik für längere Zeit nicht in Frage kommt.

Aus Powells Sicht spielt zudem auch eine Rolle, dass als Folge der Pandemie die Partizipationsrate deutlich gefallen ist und nach wie vor 10 Millionen Menschen ohne Be­schäftigung sind. Folglich vertritt er die Ansicht, dass die tatsächliche Erwerbslosenquote eher bei 10% liegt. Auch das signalisiert, dass die erste Zinserhöhung seit Dezember 2018 noch in weiter Ferne liegt.

Zunehmender Inflationsdruck

Ein kniffliges Problem stellt für die Fed die Inflationsrate dar. Die Gesamtrate wird dieses Jahr um 2,4% und die Kernrate um 2,2% steigen, beides Werte, die oberhalb der zweiprozentigen Zielgröße der Notenbank liegen. Laut Powell werden Engpässe zu vorübergehenden Preiserhöhungen führen. Er betonte allerdings die „flexible Angebotsseite der US-Wirtschaft“. Zu erwarten sei, dass die Engpässe schnell überwunden werden und sich die Teuerungsrate wieder auf niedrigerem Niveau einpendelt. Da eine Überschreitung des Inflationsziels ohnehin als wünschenswert gilt, um langfristig einen Durchschnittswert von 2% sicherzustellen, bringen weder ein temporärer Preisanstieg noch die höheren Anleiherenditen Powell und die übrigen FOMC-Mitglieder aus der Ruhe.