Delta-Variante

Kleiner Dämpfer für Erholung des Arbeitsmarktes

Die Frühindikatoren für die Entwicklung am Arbeitsmarkt zeigen eine langsamere Erholung an. Die Ausbreitung der Delta-Variante belastet insbesondere Länder mit ohnehin hoher Jugendarbeitslosigkeit.

Kleiner Dämpfer für Erholung des Arbeitsmarktes

ast Frankfurt

Der Arbeitsmarkt erholt sich weiter von der Krise, wenn auch etwas langsamer. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts hervor. Der Frühindikator ist im Juli auf 102,4 Punkte gefallen, von 103,8 Punkten im Juni. Eine positivere Entwicklung registriert hingegen die Bundesagentur für Arbeit (BA). Ihr Stellenindex BA-X machte einen Sprung um 7 auf 121 Punkte. Demnach sind viele Unternehmen auf der Suche nach Mitarbeitern. Dennoch sind die Spuren der Coronavirus-Pandemie nach wie vor sichtbar. Die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus dürfte der Erholung zudem einen erneuten Dämpfer versetzen.

Die Lockerungen der Einschränkungen haben die Arbeitskräftenachfrage in den vergangenen Wochen angekurbelt. Erstmals liegt der Stellenindex BA-X über dem Vorkrisenniveau. Die Belebung der Kräftenachfrage im Vergleich zum Vormonat resultiert nach Angaben der Statistiker überwiegend aus der guten Entwicklung des Gastgewerbes, von Logistik und Handel. Seit Mai hat die Außengastronomie wieder geöffnet, mit Schnelltests ist ein weitgehend uneingeschränktes Leben möglich.

Die Arbeitsmarktbilanz für Juli legt die Bundesagentur am heutigen Donnerstag vor. Für den Ferienmonat ist ein Anstieg der Arbeitslosenzahl um gut 50000 üblich. Im Juni verzeichnete die Behörde gut 2,6 Millionen Arbeitslose. Daten zur Kurzarbeit lagen nur bis April vor, als rund 2,34 Millionen Beschäftigte Kurzarbeitergeld erhielten.

Deutschland kommt gut weg

Auch wenn die Erholung des Arbeitsmarktes sich hierzulande etwas verlangsamen dürfte: Im internationalen Vergleich ist Deutschland milde durch die Krise gekommen. Das macht etwa ein Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit deutlich. Von September 2019 bis März 2020 ist die Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren im Durchschnitt der Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) um über 50% gestiegen. Das ergab eine jüngst veröffentlichte Datenauswertung des Münchner Ifo-Instituts. In Deutschland konnte hingegen kaum ein Anstieg der ohnehin auf niedrigem Niveau befindlichen Jugendarbeitslosigkeit festgestellt werden. 

Die Erklärung liegt unter anderem im Tourismus: Gerade in den südlichen Ländern arbeiten viele junge Menschen in der Gastronomie. Wegen der langen Grenzschließungen und erschwerten Reisebedingungen kam es infolge der Pandemie zu einem Einbruch des Tourismus. Griechenland, Italien und Spanien etwa wurden in ihrem Bestreben zurückgeworfen, ihre traditionell hohe Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Zwar gingen auch hier die Arbeitslosenquoten im Verlauf des Krisenjahres langsam zurück, sie liegen jedoch noch deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Dass im Zuge der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus nun wieder über Reisebeschränkungen diskutiert wird, dürfte die vom Tourismus abhängigen Länder erneut treffen. Mögliche neue Einschränkungen, über die diskutiert wird, sorgen aber auch hierzulande für zunehmende Verunsicherung. Nach Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gewinnen zudem Fachkräfteengpässe in Teilen der Wirtschaft bereits wieder an Bedeutung.

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