Wirtschaftspolitik

Konjunkturstimmung hellt sich im Vorgriff auf Fiskalpakete auf

Der ZEW-Indikator sendet nach langer Phase des Niedergangs und der Stagnation wieder positive Signale und die Konjunkturerwartungen steigen kräftig an. Ein Hoffnungswert?

Konjunkturstimmung hellt sich im Vorgriff auf Fiskalpakete auf

Fiskalpakete heben Konjunkturstimmung

Wirtschaftliche Lage wird in ZEW-Umfrage weiter schlecht beurteilt, die Wachstumserwartungen aber steigen

lz Frankfurt

Die Hoffnung auf einen kräftigen Konjunkturimpuls durch das von Union und SPD geplante Finanzpaket beflügelt die Stimmung der Investoren. Das Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im März um 25,6 Punkte auf 51,6 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Analysten-Umfrage mitteilte. Dies ist der stärkste Anstieg seit Januar 2023. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Wert von 50,3 Punkte gerechnet. 

„Fiskal-Bazooka“

Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage bleibt indes stabil. Der Lageindikator für Deutschland steigt geringfügig um 0,9 Punkte und liegt nun bei minus 87,6 Punkten, was darauf hindeutet, dass weniger die aktuellen Daten, sondern eine optimistischere Einschätzung das Stimmungsbild beeinflusst hat.

„Die ZEW-Konjunkturerwartungen ziehen im März erneut kräftig an. Positive Signale bezüglich der künftigen deutschen Fiskalpolitik, wie etwa die Einigung über das milliardenschwere Finanzpaket für den Bundeshaushalt, dürften zur Stimmungsaufhellung beigetragen haben“, unterstellt ZEW-Präsident Achim Wambach. „Insbesondere verbessern sich die Aussichten für die Metall-, Maschinen- und Stahlproduktion.“ Nicht zuletzt begünstige die sechste Zinssenkung der EZB seit Beginn der Zinswende die Finanzierungsbedingungen.

Auch die Erwartungen der Finanzmarktexpertinnen und -experten für die Konjunkturentwicklung in der Eurozone ziehen weiter kräftig an. Diese steigen um 15,6 Punkte und liegen damit aktuell bei 39,8 Punkten. Insofern bleibe ebenso die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage in der Währungsunion stabil, heißt es seitens des ZEW. Mit minus 45,2 Punkten liegt sie um plus 0,1 Punkte über dem Wert vom Februar.

„Zukunft in Rosa getaucht“

„Die ZEW-Konjunkturerwartungen sind der erste prominente Frühindikator, der einen Anhaltspunkt liefert, wie stark die deutsche Wirtschaft auf die höheren Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung reagieren wird“, sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Das Wachstum werde sich danach merklich beschleunigen, allerdings werde es dafür noch eine geraume Zeit dauern.

Dem schließen sich auch Alexander Krüger, Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, und Ulrich Wortberg von der Helaba an. Krüger spricht von der „Fiskal-Bazooka“ der neuen Bundesregierung: „Das ist viel Fantasie drin, die sich erst noch bewahrheiten muss“. Derzeit sei „die Zukunft in Rosa getaucht“. Die Gegenwart sehe dagegen eher trübe aus.

Verunsicherung wegen US-Zöllen

Helaba-Ökonom Wortberg verweist zudem auf die Risiken, die sich aus der US-Zollpolitik ergeben würden, was für Verunsicherung sorge. Allerdings wiege das geplante schuldenfinanzierte Konjunkturprogramm derzeit wohl schwerer. Die Indikation für die anstehenden Einkaufsmanagerindizes und das Ifo-Geschäftsklima Deutschland seien insofern positiv. Diese Zahlen stehen Anfang nächster Woche zur Veröffentlichung an.

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