GfK-Konsumklima

Konsumenten verlieren die Lust

Kurz vor Weihnachten verderben Corona und die hohe Inflation den deutschen Verbrauchern die Konsumlust gründlich. Das GfK-Konsumklima gibt deutlich nach. Im Euroraum steht es nicht besser. Auch die Aussichten für 2022 fallen mau aus.

Konsumenten verlieren die Lust

ba Frankfurt

Die tosende vierte Coronawelle und die hohe Inflation vermiesen den deutschen Verbrauchern kurz vor Weihnachten jegliche Konsumlaune. Die monatliche GfK-Umfrage zeigt, dass sowohl die Erwartungen an das künftige konjunkturelle Geschehen als auch an die eigene finanzielle Situation spürbar gesunken sind. Statt größerer Anschaffungen steht wieder mehr Sparen auf dem Plan.

Daher prognostizieren die Nürnberger Marktforscher für ihr Konsumbarometer einen Wert von –6,8 Punkten für Januar, das sind 5 Zähler weniger als im Dezember. Ökonomen hatten zwar den zweiten Rückgang in Folge erwartet, aber nur auf –2,7 Punkte. Geringer war die Verbraucherstimmung zuletzt im Juni. Und auch im Euroraum als Ganzem trübt sich die Verbraucherlaune weiter ein. Der von der EU-Kommission erhobene Indikator gab im Dezember um 1,5 auf –8,3 Punkte nach. Damit liegt er deutlich unter dem Vorkrisenniveau.

„Vor allem die 2G-Regel für weite Teile des Einzelhandels versetzt dem Weihnachtsgeschäft einen schweren Schlag“, kommentierte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl mit Blick auf die deutschen Verbraucher. Auch die Aussichten für den Beginn des neuen Jahres seien vor dem Hintergrund der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante gedämpft. Eine genauere Prognose gibt es allerdings nicht, denn der weitere Pandemieverlauf bestimmt über die Konsumkonjunktur. Werde sie rasch und erfolgreich bekämpft, würden Beschränkungen in größerem Umfang gelockert und der Konsum könne sich dann zügig erholen. „Sollte sich jedoch im weiteren Verlauf das Infektionsgeschehen wieder verstärken, wird sich der Aufschwung weiter verzögern“, sagte Bürkl.

Dass die Konjunkturstimmung ih­ren Sinkflug fortsetzt, – zum dritten Mal in Folge und auf den niedrigsten Stand seit April – führt die GfK darauf zurück, dass die Verbraucher die Produktionsstillstände wegen der Lieferkettenprobleme in Form von Kurzarbeit zu spüren bekämen. Dies trübt auch die Einkommensaussichten, die ebenfalls zum dritten Mal nachgegeben haben. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise schwächten die Kaufkraft, mahnte die GfK. Im dritten Quartal etwa, so berichtet das Statistikamt Destatis, sind die Nominallohnzuwächse komplett durch die Inflation aufgezehrt worden. Zudem warnt die GfK vor der Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, wenn Gewerkschaften wegen der hohen Inflation spürbare Lohnerhöhungen fordern, die Unternehmen wiederum an die Endkunden weitergeben. Die jüngsten Einkaufsmanagerumfragen, aber auch solche vom Ifo-Institut zeigen, dass Unternehmen auch so schon ihre höheren Inputkosten überwälzen oder dies zumindest planen.

Weiteres Ungemach für den Konsum droht vom Jobmarkt. Laut dem Ifo-Beschäftigungsbarometer, das um 1 auf 102,9 Punkte gefallen ist, sind Unternehmen weniger bereit, neue Mitarbeiter einzustellen. „Aufgrund der Coronawelle kündigen das Gastgewerbe, die Veranstaltungswirtschaft und der Tourismus Entlassungen an“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

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