Konjunktur

Kräftige Erholung voraus

Die Vorzeichen für eine kräftige Wirtschaftserholung in Deutschland nach dem deutlichen Wachstumseinbruch zu Jahresbeginn verdichten sich: Die Unternehmensstimmung ist so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Kräftige Erholung voraus

ba Frankfurt

Die Zeichen für ein kräftiges Wirtschaftswachstum stehen nach dem Einbruch zu Jahresbeginn mehr als gut. Dies zeigt die im Mai erneut verbesserte Unternehmensstimmung, die mittlerweile so hoch ist wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das Ifo-Geschäftsklima ist um 2,6 auf 99,2 Punkte geklettert – so hoch notierte das wichtigste Frühbarometer für die konjunkturelle Entwicklung hierzulande zuletzt im Mai 2019 (siehe Grafik).

Ökonomen hatten zwar ein Plus erwartet, doch nur auf einen Wert von 98,0 Zählern. Die 9000 monatlich befragten Unternehmen waren dabei zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage und blickten zugleich deutlich optimistischer auf die kommenden Monate. „Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf“, kommentierte Ifo-Chef Clemens Fuest das Umfrageergebnis.

Die Stimmungsaufhellung zeigt sich in sämtlichen Bereichen – angesichts der anstehenden Lockerungen, rascheren Impffortschritten und sinkender Neuinfektionen insbesondere im Handel und bei den Dienstleistern. In diesen Branchen ist das Barometer auf den höchsten Wert seit Februar 2020 geklettert: „Hier gibt es Hoffnung auf ein gutes Sommergeschäft“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Da die Deutschen während der Pandemie mangels Konsummöglichkeiten so viel Geld wie noch nie auf die hohe Kante gelegt haben, sind die Hoffnungen berechtigt. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) liegt die Sparquote im ersten Quartal bei 23,2%.

„Endlich erwacht das wirtschaftliche Leben, es zeichnet sich ein Post-Corona-Boom ab“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer auch mit Blick auf hochfrequente Daten zu Mobilität und Restaurantbesuchen. Er erwartet für das zweite Quartal ein Plus des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 2,5%. Das Ifo-Institut geht von 2,6% aus, im Sommer sollen es dann 2,8% werden. Zu Jahresbeginn war das BIP um 1,8% geschrumpft. Damit korrigierte Destatis gestern die Erstschätzung von −1,7% leicht nach unten. Insbesondere der private Konsum, sonst eine zuverlässige Wachstumsstütze war um 5,4% im Quartalsvergleich eingebrochen. Für positive Impulse sorgten vor allem die Bauinvestitionen, die 1,1% zulegten. Aktuell ist die Stimmung am Bau und im verarbeitenden Gewerbe zwar weiter gut, wie die entsprechenden Ifo-Barometer zeigen, allerdings bremsen die Knappheitsprobleme weiter: 39,4% der Bauunternehmen gaben laut Ifo-Umfrage an, dass sie Probleme bei der Materialbeschaffung haben. Die hohen Einkaufspreise für Vorprodukte und Rohstoffe bezeichnete Ifo-Experte Wohlrabe als Wermutstropfen und erinnert an den zunehmenden Preisdruck, der die Sorgen vor einer Rückkehr der Inflation schürt. Die Schlüsselindustrien sieht Wohlrabe nach wie vor sehr gut aufgestellt. Das Exportgeschäft laufe rund. Im ersten Quartal legte der Handel mit dem Ausland zwar zu. Da die Importe mit 3,8% aber deutlicher zulegten als die Exporte mit 1,8%, dämpfte der Außenhandel die Wirtschaftsentwicklung.

Wie kräftig die Corona-Pandemie die Wirtschaft gebremst hat, zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): Zwischen Januar 2020 und Juni 2021 sei das BIP um 300 Mrd. Euro geschrumpft. „Es wird Jahre dauern, bis die Verluste und die strukturellen Verwerfungen ausgeglichen sind“, mahnte IW-Chef Michael Hüther.