Kräftiger Inflationsschub verstärkt Druck auf Fed
Überraschender Preisschub verstärkt Druck auf Fed
Zinssenkung vor September nun unwahrscheinlich – Wohn- und Energiekosten legen besonders stark zu
det Washington
Der Preisauftrieb in den USA hat sich zum Jahresauftakt überraschend beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen auf Monatssicht so stark wie zuletzt im August 2023. Das wiederum bringt die Notenbank in Bedrängnis. So sprechen die Wirtschaftsdaten einerseits dafür, dass die Fed ihre Zinspause verlängert und im laufenden Jahr womöglich komplett auf Lockerungen verzichtet. Kurz vor der Veröffentlichung der Daten forderte US-Präsident Donald Trump aber, dass „die Zinsen gesenkt werden müssen“. Experten sehen darin den möglichen Vorboten eines Tauziehens mit Notenbankchef Jerome Powell um den weiteren Kurs der Geldpolitik.
Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, verteuerten sich Konsumgüter gegenüber Dezember um 0,5% und auf Jahressicht um 3,0%. Die Kernrate des Verbraucherpreisindex CPI legte um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 3,3% zu. Sämtliche Zahlen übertrafen sowohl die Werte vom Dezember als auch die Markterwartungen.
Weiter steigende Mieten
Getrieben wurden die Preise abermals von Wohnkosten. Diese waren für fast 30% der Zunahme bei der Gesamtrate verantwortlich. Benzin verteuerte sich um 1,8% und Lebensmittel um 0,4%. Höher als zuvor waren auch die Preise für Gebrauchtwagen, Autoversicherung, Flugtickets, Freizeitaktivitäten und Krankenversorgung. Zu den wenigen Kategorien, in denen sich Waren verbilligten, zählten Bekleidung, Körperpflege und Möbel.
Nach der Veröffentlichung der Verbraucherpreise scheint die Möglichkeit einer Leitzinssenkung vor September in weite Ferne gerückt zu sein. So signalisierte das Fed Watch Tool der CME Group, dass im März und im Mai Lockerungen praktisch ausgeschlossen sind. Zudem deuten die Wahrscheinlichkeiten des analytischen Instruments darauf hin, dass Zinssenkungen im Juni und Juli ebenfalls vom Tisch sein dürften. Demnach sei nicht vor September daran zu denken, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) den Geldhahn weiter aufdrehen wird. Dabei berücksichtigen diese Schätzungen nicht einmal die potenziell inflationären Auswirkungen der Einfuhrzölle.
Warten auf den PCE-Deflator
Der CPI ist aus Sicht der Notenbank der zweitwichtigste Inflationsindikator. Das bevorzugte Inflationsmaß der Währungshüter ist der PCE-Preisindex, der die Preise der tatsächlich erworbenen Waren und Dienstleistungen erfasst. Die Fed ist der Ansicht, dass dieser akkurater widerspiegelt, wie sich die Teuerung auf Verbraucher auswirkt. Der PCE-Deflator legte im Dezember auf Jahressicht um 2,6% zu, während die Kernrate um 2,8% stieg. Somit liegt dieser bereits näher am Inflationsziel als der Verbraucherpreisindex. Angesichts der starken Zunahme beim CPI kommt dem PCE-Deflator für Januar, der übernächste Woche veröffentlicht wird, umso größere Bedeutung zu.
So oder so scheinen sich Powell und Trump auf einem Kollisionskurs zu befinden. Zwar hat der Fed-Vorsitzende wiederholt betont, dass er eine Politisierung der Notenbank nicht zulassen würde. Auch würde er Druck seitens des Weißen Hauses, die Zinsen zu senken, nicht nachgaben. Zudem hatte Finanzminister Scott Bessent gesagt, dass er sich auf eine produktive Zusammenarbeit mit dem obersten Währungshüter freut.
Fed muss unabhängig bleiben
Seit Trumps jüngsten Äußerungen, wonach Leitzinssenkungen eine gute Ergänzung seiner Zölle darstellen würden, wachsen aber die Sorgen um einen aufflammenden Streit. „Trump ist ein Politiker, der gleichzeitig Zölle und niedrige Zinsen befürwortet“, sagt Frederic Mishkin, ehemaliges Mitglied des Fed-Vorstands. „Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir eine unabhängige Fed haben“.
Unterdessen schließen manche Experten sogar eine Straffung der Geldpolitik nicht aus. „Die Märkte können die Möglichkeit einer Zinssenkung in der ersten Hälfte dieses Jahres vergessen“, ist Matthew Ryan, Head of Market Strategy bei dem Finanzdienstleister Ebury, überzeugt. „Es ist jetzt nicht einmal ausgeschlossen, dass die nächste Zinsänderung in einer Erhöhung anstelle einer Senkung bestehen wird“, so Ryan.