Trotz restrikiverer Banken

Kreditvergabe im Euroraum steigt

Das Wachstum bei der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum ist so hoch wie seit Juli 2023 nicht mehr. Die Daten dürften bei der EZB kurz vor ihrem nächsten Zinsentscheid auf besonderes Interesse stoßen und die Debatte befeuern, wie restriktiv die Geldpolitik noch ist.

Kreditvergabe im Euroraum steigt

Kreditvergabe im Euroraum steigt

Mehr Darlehen sowohl an Unternehmen als auch Privathaushalte – Geldmenge legt zu – Debatte über Wirkung der Geldpolitik

mpi Frankfurt

Das Wachstum bei der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum ist so hoch wie seit Juli 2023 nicht mehr. Die Daten dürften bei der Europäischen Zentralbank kurz vor ihrem nächsten Zinsentscheid auf besonderes Interesse stoßen und die Debatte befeuern, wie restriktiv die Geldpolitik noch ist.

Obwohl die Risikotoleranz von Banken im Euroraum sinkt, hat die Kreditvergabe im Januar etwas angezogen. Sowohl an Unternehmen als auch an Privatpersonen reichten die Finanzinstitute mehr Darlehen aus als vor einem Jahr.

Bei Firmen außerhalb des Finanzsektors legte die Wachstumsrate im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf 2% zu, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit Juli 2023. Zudem revidierte die Notenbank den Wert für Dezember von 1,5 auf 1,7% nach oben. Bei Krediten für Haushalte beträgt die Zunahme 1,3%, nach nur 1,1% im Vormonat.

Ist die Geldpolitik der EZB noch restriktiv?

Im EZB-Rat gibt es die ersten Stimmen, die daran zweifeln, ob die Geldpolitik der Notenbank noch restriktiv auf die Wirtschaft wirkt. Deshalb dürften die Daten zur Kreditvergabe dieses Mal auf besonderes Interesse stoßen. In der kommenden Woche steht der nächste Zinsentscheid der EZB an. Eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte gilt als sicher. Der für die Geldpolitik wichtige Einlagensatz läge dann bei 2,5%.

Wie viele Lockerungen anschließend noch folgen sollten, darüber gibt es im EZB-Rat sehr unterschiedliche Auffassungen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sorgte jüngst für Aufregung, als sie in einem Interview und in öffentlichen Reden sagte, dass es für sie nicht mehr sicher ist, dass die Geldpolitik noch restriktiv wirkt. Die meisten anderen Notenbanker verorten das neutrale Niveau dagegen erst bei rund 2%. Da innerhalb des Rats Konsens herrscht, dass eine restriktive Geldpolitik angesichts des Inflationsausblicks nicht mehr nötig ist, würde das noch Spielraum für mehrere Zinssenkungen bringen. An den Finanzmärkten wird dementsprechend mehrheitlich damit gerechnet, dass der Einlagensatz bis zum Jahresende mindestens auf 2% fällt.

Unter den Erwartungen

Die Geldmenge findet relativ wenig Beachtung durch die EZB für die Steuerung der Geldpolitik. Zu Unrecht, wie manche Ökonomen finden, die das Geldmengenwachstum als einen Frühindikator für die Entwicklung der Inflation betrachten. Ungeachtet dessen, ob die Notenbanker dieser Argumentation folgen oder nicht, werden sie die neuen Daten zur Entwicklung der Geldmenge nicht beunruhigen.

Wie die EZB ebenfalls am Donnerstag bekanntgab, legte die Geldmenge M3 Im Januar im Jahresvergleich um 3,6% zu. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem größeren Anstieg von 3,8% gerechnet. Den Wert für Dezember korrigierte die EZB von 3,5 auf 3,4%. Zur Geldmenge M3 zählen Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen.

Debatte über Bedeutung der Geldmenge

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) war in einer 2023 veröffentlichten Studie zu dem Schluss gekommen, dass der kausale Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation höher ist, wenn der Preisanstieg hoch ist. Dementsprechend sei er in einer Phase mit relativ niedriger Inflation geringer. Anhänger der sogenannten Modern Money Theorie (MMT) bestreiten hingegen, dass überhaupt eine Kausalität zwischen Geldmenge und Inflation besteht.

Mehr Einigkeit unter Ökonomen besteht darin, dass die Geldmenge M1 ein Frühindikator für die Konjunktur ist. Sie besteht lediglich aus Bargeldbeständen und Sichteinlagen. Damit signalisiert sie, wie viel kurzfristige Liquidität für Investitionen und Konsum vorhanden ist. M1 legte im Januar im Jahresvergleich um 2,7% zu. Das ist deutlich mehr als noch im Dezember. Da hatte der Anstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat nur 1,8% betragen. Erst seit Oktober 2024 nimmt diese Geldmenge überhaupt wieder zu. Bis dahin war sie lange Zeit geschrumpft.

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