Konjunktur

Kreditvergabe in Euroland weiter robust

Trotz der rasanten Zinswende präsentiert sich die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroland weiter robust. Das nährt Konjunkturhoffnungen und dürfte auch in der weiteren EZB-Zinsdebatte eine Rolle spielen.

Kreditvergabe in Euroland weiter robust

ms Frankfurt

Die Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum hat sich im November etwas abgeschwächt, verharrt aber weiter auf hohem Niveau – trotz der beispiellos aggressiven Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der dadurch deutlich verschärften Finanzierungsbedingungen. Die Banken vergaben im vergangenen Monat 8,4% mehr Darlehen an Firmen als vor Jahresfrist, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Im Oktober wie auch im September hatte der Wert bei 8,9% gelegen – was den höchsten Zuwachs seit Januar 2009 bedeutet hatte. An Privathaushalte reichten die Institute im November 4,1% mehr Kredite aus – nach einem Plus von 4,2% im Oktober.

Die Kreditvergabe präsentiert sich damit weiter robust – was Sorgen dämpft, dass es infolge der Zinswende zu negativen Folgen der strafferen Geldpolitik für die Bankausleihungen und in der Folge für die Konjunktur kommen könnte. Seit der Zinswende im Juli hat die EZB wegen der zu hohen Inflation ihre Leitzinsen um insgesamt 250 Basispunkte erhöht – so aggressiv wie nie. Jetzt steckt sie aber zunehmend in einem Dilemma zwischen der hartnäckigen Inflation von zuletzt 10,0% und wachsenden Rezessionssorgen.

Mitte Dezember nach ihrer letzten Zinssitzung des Jahres hatte die EZB gleich doppelt überrascht. Einerseits hatte sie zwar ihre Leitzinsen wie erwartet um 50 Basispunkte erhöht – nach zuvor zwei Anhebungen um 75 Basispunkte in Folge. Unerwartet deutlich hatte sie aber weitere deutliche Zinsschritte und eine Anhebung in den restriktiven Bereich avisiert, also auf ein Niveau, das die Euro-Wirtschaft aktiv bremst. Andererseits hatte sie überraschend schon März als Starttermin für den Abbau der aufgeblähten EZB-Bilanz und ein Abbauvolumen beschlossen. An den Märkten gibt es Zweifel an diesem Kurs, zumal angesichts der schwächelnden Konjunktur.

Zuletzt hatte es aber auch einige positivere Konjunktursignale gegeben, die dafür sprechen, dass eine mögliche Rezession zumindest kurz und nicht so kräftig wie noch vor Wochen erwartet ausfallen könnte. Auch die Kreditvergabe hält sich nun weiter robust. Die gesamte Kreditvergabe erhöhte sich nun im November mit einer Jahresrate von 4,6% – nach 5,0% im Vormonat. Dabei nahm die Kreditvergabe an Private um 5,0% (Oktober: 5,2%) und die an den Staat um 3,7% (4,6%) zu.

Das Wachstum der Geldmengen M3 und M1 verlangsamte sich von zuvor 5,1% auf 4,8% sowie von 3,8% auf 2,4 %. Das nährt Hoffnungen, dass die Inflation künftig nicht mehr ganz so hoch ausfallen wird wie in den vergangenen Monaten.