Geldpolitik

Lagarde hält Zinsschritt im Juli für denkbar

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat eine erste Zinserhöhung in der Eurozone im Sommer in Aussicht gestellt. Seit der letzten Sitzung des EZB-Rats Mitte April hatten sich bereits mehrere Notenbanker zu Wort...

Lagarde hält Zinsschritt im Juli für denkbar

ast Frankfurt

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat eine erste Zinserhöhung in der Eurozone im Sommer in Aussicht gestellt. Seit der letzten Sitzung des EZB-Rats Mitte April hatten sich bereits mehrere Notenbanker zu Wort gemeldet und einen solchen Schritt befürwortet. Lagarde hatte die Kollegen öffentlich zur Zurückhaltung aufgefordert. Mit Lagardes jüngster Äußerung nimmt nun der Zinsfahrplan der EZB aber deutlich vor der nächsten Sitzung des EZB-Rats im Juni Gestalt an.

„Der Auftrag der Europäischen Zentralbank ist die Preisstabilität“, sagte Lagarde der Nachrichtenagentur Reuters zufolge am Mittwoch nach einem Treffen mit Bürgermeister Peter Tschentscher im Hamburger Rathaus. Um diese zu garantieren, habe die EZB bereits beschlossen, die milliardenschweren Anleihenkäufe schneller auslaufen zu lassen als ursprünglich geplant – „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem frühen Zeitpunkt im dritten Quartal, wahrscheinlich im Juli“, sagte die EZB-Präsidentin am Mittwoch.

Das sei dann der Zeitpunkt, „sich die Zinsen und eine Erhöhung dieser Zinsen anzuschauen“, fuhr Lagarde fort. Die Entscheidung falle im EZB-Rat auf Grundlage der Daten, die bis zur nächsten Ratssitzung im Juni vorliegen sollen. „Es ist unsere Pflicht und unser Auftrag, sicherzustellen, dass die Preisstabilität tatsächlich erhalten bleibt“, versicherte die Französin. Nicht zuletzt aufgrund des Ukraine-Kriegs und der damit noch stärker steigenden Energiepreise hatten Ökonomen in den vergangenen Wochen vermehrt vor einer Rezession gewarnt. Die Inflation eilt von Rekord zu Rekord. Im März erreichte sie mit 7,4% im Euroraum ein Rekordhoch. Auch die Inflationserwartungen ziehen deutlich an.

Im Anschluss an die jüngsten Beschlüsse im April hatten sich bereits erste EZB-Ratsmitglieder zu Wort gemeldet und im Hinblick auf die nächste beschlussfassende Ratssitzung in der ersten Junihälfte unisono eine baldige Zinserhöhung ins Spiel gebracht. Nach Bundesbankchef Joachim Nagel und seinem lettischen Kollegen Martin Kazaks brachten dies auch EZB-Vize Luis de Guindos und Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch ins Spiel. De Guindos hatte insbesondere auch die Bedeutung anstehender Lohnrunden betont, die in Deutschland bereits Gestalt annehmen (siehe Text auf dieser Seite). Lagarde hingegen hatte sich bis zuletzt zurückhaltend gegenüber einer Zinserhöhung gezeigt.