EZB-Chefökonom

Lane stellt Finanzmärkte auf Unsicherheiten ein

EZB-Chefökonom Philip Lane sieht die EZB auf einem guten Weg, ihr Inflationsziel bald zu erreichen. Es gebe jedoch zahlreiche Unsicherheiten, die das Tempo der Lockerung der Geldpolitik beeinflussen.

Lane stellt Finanzmärkte auf Unsicherheiten ein

Lane stellt Märkte auf Unsicherheiten ein

EZB-Chefökonom betont Risiken beim Ausblick auf Inflation und Konjunktur

mpi Frankfurt

EZB-Chefökonom Philip Lane schließt eine Zinssenkung der Notenbank um 50 Basispunkte im kommenden Jahr nicht aus. Gleichzeitig betont er jedoch, dass die Lockerung der Geldpolitik auch langsamer ausfallen könnte als erwartet, sollte die Inflation 2025 etwa wegen Handelshemmnissen höher ausfallen als prognostiziert. „In der Welt der Unsicherheiten, in der wir leben, ergibt es Sinn, Sitzung für Sitzung zu entscheiden, wie der angemessene geldpolitische Kurs aussieht“, sagte Lane bei einem MNI-Webcast.

Viele der Unsicherheiten werden durch den am 20. Januar anstehenden Machtwechsel im Weißen Haus ausgelöst. Donald Trumps Zollpolitik könnte über Lieferkettenstörungen oder einen stärkeren Dollar zu Inflationsdruck in der Eurozone führen. Auf der anderen Seite könnte gerade im exportorientierten Europa das Wirtschaftswachstum durch die mutmaßlich restriktive US-Handelspolitik des Republikaners deutlich leiden. Dies wiederum ist ein Argument für einen geringeren Inflationsdruck.

Große Spannbreite

Die Bundesbank hat kürzlich Modellrechnungen für die Auswirkungen der angekündigten US-Zölle auf die Inflation in Deutschland veröffentlicht. Je nach Modell liegt der berechnete Effekt bei einem Inflationsanstieg von rund 0,1 oder 1,5 Prozentpunkten in 2025.

„Es ist nicht effektiv, viel Mühe in hypothetische Szenarien zu investieren“, sage Lane auf eine Frage zu den möglichen Auswirkungen Trumps auf die Entwicklung der Wirtschaftsdaten in der Eurozone. Man sollte abwarten, was die künftige US-Regierung tatsächlich umsetzt.

Die Auf- und Abwärtsrisiken für den jüngsten Inflationsausblick der EZB halten sich laut Lane in etwa die Waage. Für 2025 rechnet die Notenbank mit einer Inflation von 2,1% im Durchschnitt. Beim Wirtschaftswachstum veranschlagt die EZB 0,8% für das kommende Jahr, wobei mögliche US-Zölle nicht berücksichtigt sind. Insofern überwiegt bei der Projektion für die Konjunktur das Abwärtsrisiko. Eine milde Rezession befürchtet Lane jedoch nicht. „Von diesem Risiko sind wir ein gutes Stück entfernt“, sagte der EZB-Chefökonom auf Nachfrage.

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