Lohndruck in Deutschland baut sich nur zögerlich ab
Lohndruck in Deutschland
baut sich nur schleppend ab
Wachstumsschwäche wirkt laut Bundesbank verzögert
lz Frankfurt
Die Bundesbank rechnet in absehbarer Zeit nicht mit einer Beruhigung der hohen Lohndynamik in Deutschland. Deswegen wird sich die Teuerung nach einem Aufsatz im Monatsbericht nicht so schnell zurückbilden wie erhofft. Das wiederum dürfte auch in den Abwägungsprozess der Europäische Zentralbank (EZB) einfließen hinsichtlich weiterer geldpolitischer Lockerungsschritte.
Wie die Autoren schreiben, sind die Schwächezeichen am deutschen Arbeitsmarkt durchaus deutlich, würden aber erst später die Lohnentwicklung drücken. Die nächsten kräftigen Tarifanhebungen sind nämlich bereits in den vereinbarten Tarifabschlüssen angelegt. Daher würden die Lohnsteigerungen in Deutschland in näherer Zukunft stärker als im Euroraum ausfallen.
Nachholbedarf in der Industrie
Die Gewerkschaften hatten angesichts der erheblichen Kaufkraftverluste der Arbeitnehmer bei gleichzeitig hoher Nachfrage nach Arbeitskräften und einer sehr guten Gewinnlage der Unternehmen zuletzt recht kräftige nominale Lohnsteigerungen durchsetzen können. Neben Einmalzahlungen in Form von Inflationsausgleichsprämien gab es später auch dauerhafte Lohnanhebungen. Im Vergleich mit einigen anderen Ländern des Euroraums reagierten die Löhne in Deutschland zwar langsamer, schreibt die Bundesbank, dafür halte der Lohndruck in Deutschland jetzt auch länger an.
Inzwischen sind den Ökonomen zufolge die Reallohnverluste der Arbeitnehmer infolge des Inflationsschubs größtenteils aufgeholt worden. Bei den Dienstleistern hätten die Gewerkschaften ihre Lohnforderungen unter dem Eindruck fehlender Fachkräfte indes „kaum reduziert“. Eine größere Lücke bleibe noch im verarbeitenden Gewerbe. Hier lasse zwar der Auslastungsgrad am Arbeitsmarkt als Komponente für die Durchsetzungskraft der Gewerkschaften allgemein nach, sei aber in Deutschland bislang nach wie vor überdurchschnittlich hoch.
Metall-Tarifverhandlungen in heißer Phase
Die Untersuchung kommt unmittelbar vor der heißen Phase der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, in der die IG Metall Lohnsteigerungen von 7% fordert. Nach Einschätzung der Bundesbank haben hier ungünstige Bedingungen wie Standortprobleme und schwache Auslandsnachfrage höhere Lohnanhebungen verhindert. Ab Dienstag sind erste Warnstreiks in der Branche zu erwarten.