GDL setzt sich bei 35-Stunden-Woche durch
GDL setzt sich bei 35-Stunden-Woche durch
Aber: Wahlfreiheit für Mitarbeiter – Geteiltes Echo zum Tarifabschluss
Reuters/dpa-AFX Berlin
Kommentar Seite 2Der Tarifkompromiss zwischen Deutscher Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL, der eine Senkung der Arbeitszeit auf bis zu 35 Stunden vorsieht, stößt auf ein geteiltes Echo. „Allgemein ist eine Senkung der Wochenarbeitszeit gesamtwirtschaftlich problematisch“, sagt der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) Moritz Schularick. Die demografische Entwicklung zeige, dass trotz Zuwanderung vor allem das Arbeitsangebot das Potenzialwachstum begrenzen werde. „Eine Reduzierung der Arbeitszeit anstelle eines stärkeren Wirtschaftswachstums, an dem die Arbeitnehmer über höhere Löhne beteiligt werden, reißt auch noch tiefere Löcher in die Steuer- und Rentenkassen“, warnte Schularick.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sieht in der Vereinbarung hingegen positiv. „Flexibilität als Schlüssel für mehr Kapazität ist eine Alternative zur starren 35-Stundenwoche“, hieß es. Auch für Ifo-Präsident Clemens Fuest ist das wichtigste Ergebnis der Einigung, dass die Arbeitszeit flexibel ist. „Das ist für den Umgang mit der Fachkräfteknappheit besser als eine zwangsweise Senkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden für alle“, sagte Fuest.
GDL erreicht Ziel bei Arbeitszeit
Die Bahn ist der GDL bei der Arbeitszeit weit entgegenkommen. Es gebe ein Wahlmodell für das Schichtpersonal, teilte der Staatskonzern mit. Mitarbeitende im Schichtdienst sollen künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Die Absenkung kommt stufenweise. Die erste Verringerung um eine Stunde startet 2026. Anfang 2027 gibt es eine optionale Reduzierung auf 36 Stunden, ab 2028 auf 35,5 Stunden und ab 2029 dann 35 Stunden. Dabei können die Beschäftigten wählen, ob sie diese Stufen mitgehen, bei ihrer bisherigen Arbeitszeit bleiben oder mehr arbeiten wollen. Wenn sie weniger arbeiten, gibt es keine Gehaltseinbußen. Sofern sie bei ihrer bisherigen Arbeitszeit bleiben oder auf bis zu 40 Stunden erhöhen wollen, erhalten sie für jede nicht reduzierte Arbeitsstunde 2,7% mehr Geld.
Bahn stoppt Ausweitung der GDL
Alle Beschäftigten mit gültigem GDL-Tarifvertrag erhalten in zwei Stufen zudem 420 Euro mehr im Monat. Hinzu kommt eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie. 1500 Euro sollen noch im März ausgezahlt werden. Weitere 1350 Euro dann im Mai. Der Tarifvertrag läuft bis Ende Dezember 2025.
Gescheitert ist die GDL indes mit ihrer Kernforderung nach Tarifverträgen auch für Beschäftigte der Infrastruktur, um weitere Berufsgruppen unter das Dach der GDL zu vereinen. Damit sollte das Tarifeinheitsgesetz umgangen werden, das Tarifverhandlungen nur mit der Gewerkschaft erlaubt, die im jeweiligen Betriebsteil die meisten Mitglieder hat. Und das ist bei der Infrastruktur die Konkurrenzgewerkschaft EVG.