Merz holt sich Expertise aus der Wirtschaft ins Kabinett
Merz holt sich Expertise aus der Wirtschaft ins Kabinett
Beifall für Berufung von Reiche – Ceconomy-Chef Wildberger wird Digitalminister
ahe/wf Berlin
Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz holt zwei Unternehmenslenker in sein Kabinett. Überraschend präsentierte der CDU-Chef am Montag den politisch bislang unerfahrenen Ceconomy-Vorstandsvorsitzenden Karsten Wildberger als künftigen Minister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Der 55-jährige promovierte Physiker, der seit knapp vier Jahren den Media Markt/Saturn-Konzern führt, hatte zuvor als COO beim Energiekonzern Eon gearbeitet. Merz bestätigte zugleich, dass die Energiemanagerin Katherina Reiche das Wirtschaftsressort übernehmen wird.
Lob von Verbänden und Ökonomen
Für diese Personalie, über die bereits seit Tagen spekuliert wurde, gab es viel Applaus aus der Wirtschaft. Gelobt wurde insbesondere die Expertise der 51-jährigen Chemikerin, die heute die Eon-Tochter Westenergie führt, aber schon von 1998 bis 2015 für die CDU im Bundestag gesessen hatte. Reiche war auch schon Staatssekretärin im Umwelt- und im Verkehrsministerium gewesen. Ihre Berufung sei „ein wichtiges Signal", sagt BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner. Reiche müsse sich für eine konsequente Wirtschaftswende einsetzen. Lob kam auch von den Verbänden der Energiewirtschaft.
„Positiv ist, dass Merz externe Fachleute mit viel Sachverstand ins Kabinett holt. Das kann sich auszahlen", sagte auch der Düsseldorfer Professor für International Economics, Jens Südekum, zu Reuters. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, betonte gegenüber der Nachrichtenagentur, die fachliche Kompetenz der CDU-Ministerinnen und -Minister sei hoch und könne eine wichtige Voraussetzung für mutige und kluge Reformen in den kommenden Jahren sein.
Viele neue Gesichter
Als Parlamentarische Staatssekretäre werden Wirtschaftsministerin Reiche der Volkswirt Stefan Rouenhoff und Gitta Connemann, die heutige Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion MIT, zur Seite gestellt. Connemann sagte im Interview der Börsen-Zeitung, der Koalitionsvertrag biete ihrer Ansicht nach „ein solides Fundament für die so dringend erforderliche Wirtschaftswende“. Die aktuell größten Probleme für die Betriebe seien zu hohe Energiekosten, ein Bürokratiedschungel, nicht mehr wettbewerbsfähige Steuern und Abgaben sowie Mitarbeitermangel.
Der CDU-Abgeordnete Patrick Schnieder aus Rheinland-Pfalz übernimmt das Verkehrsressort, Nina Warken aus Baden-Württemberg das Gesundheitsministerium. Wie erwartet erhält Dorothee Bär (CSU) den Zuschlag fürs Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt.
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