Neue Streikwelle bahnt sich an
hip London
Den Briten steht für den 15. März eine weitere Streikwelle ins Haus. Eine ganze Reihe von Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes will das Land an dem Tag lahmlegen, an dem Schatzkanzler Jeremy Hunt dem Unterhaus seinen Haushaltsentwurf vorlegt. Bislang haben mehr als 130 000 in der Gewerkschaft PCS organisierte Mitarbeiter des öffentlichen Diensts, Krankenhausärzte des öffentlichen Gesundheitswesens NHS, Lehrer öffentlicher Schulen und die Fahrer der Londoner U-Bahn Arbeitsniederlegungen angekündigt. Auch Journalisten der BBC wollen in den Ausstand treten. Die PCS vertritt unter anderem die Mitarbeiter der Küstenwache und des Grenzschutzes. Sie fordert 10 % mehr Lohn. Die Arbeitgeberseite beziffert die Kosten auf „unbezahlbare 2,4 Mrd. Pfund“ und hat 2 % bis 3 % angeboten. Das gibt allerdings nicht das ganze Bild wieder, denn die Mitarbeiter des öffentlichen Diensts kommen in den Genuss einer höheren Arbeitsplatzsicherheit und besserer Altersvorsorgeleistungen.
Die Teuerungsrate lag im Januar bei 10,1 %. Daten des Marktforschers Kantar zufolge erreichte der Preisauftrieb bei Lebensmitteln in den vier Wochen zum 19. Februar 17,1 %. Das war der höchste Wert seit Beginn der Erhebungen 2008. Er entspricht einer Erhöhung der jährlichen Ausgaben für Lebensmittel von 811 Pfund pro Haushalt. Das wirkt sich vor allem auf ärmere Familien aus, die einen größeren Teil ihres Haushaltseinkommens für Grundbedürfnisse ausgeben müssen. Zudem drohen steigende Energierechnungen. Bis Anfang April gilt noch die von Premierminister Rishi Sunaks Vorgängerin Liz Truss verordnete Obergrenze von 2 500 Pfund pro Jahr. Hunt will sie im neuen Fiskaljahr auf 3 000 Pfund anheben. Die Denkfabrik Institute for Fiscal Studies geht mit Blick auf die stark rückläufigen Preise am Energiemarkt davon aus, dass es sich die Regierung leisten könnte, die Rechnungen weiter wie gehabt zu deckeln. Die Resolution Foundation hält es für sehr wahrscheinlich, dass Hunt das aktuelle Niveau beibehalten wird. Analysten gehen davon aus, dass die Jahresrechnungen ab Juli ohnehin auf im Schnitt weniger als 2 500 Pfund zurückgehen dürften. Unterdessen hat die Zahl der Obdachlosen erheblich zugenommen. Wie das zuständige Ministerium mitteilte, stieg sie um gut ein Viertel. Demnach lebten im Herbst 3 069 Menschen in England auf der Straße. Stark steigende Mieten trugen dazu bei.
Andrew Bailey, der Gouverneur der Bank of England, deutete auf einer Konferenz in London an, dass das Ende der Leitzinserhöhungen näher rückt. Die Wirtschaft entwickele sich im Wesentlichen so wie von der Notenbank erwartet. „Weitere Erhöhungen könnten sich als angemessen erweisen, aber nichts ist entschieden“, sagte Bailey.