Euro-Konjunktur

Pandemie­welle spült Euro-Stimmung weg

Der Dezember ist bereits von den Folgen der Omikron-Ausbreitung gezeichnet: Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum ist gedrückt, mit den Beschäftigungsaussichten geht es bergab, während die Unsicherheit steigt. Zudem gibt es kaum Änderungen an der Preisfront.

Pandemie­welle spült Euro-Stimmung weg

ba Frankfurt

Die Omikron-Welle hinterlässt zum Jahresende bereits deutlich sichtbare Spuren in der Euro-Konjunktur: Die Wirtschaftsstimmung hat sich eingetrübt, die Beschäftigungsaussichten sinken, der Preisdruck bleibt hoch und die Unsicherheit steigt. Im Dezember fiel der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) um 2,3 auf 115,3 Punkte. Ökonomen hatten den zweiten Rückgang in Folge erwartet – aber nur auf einen Wert von 116,0 Zählern. Allerdings liegt der breit angelegte Indikator, der seit 1985 die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte abbildet, damit weiter auf hohem Niveau, betonte die EU-Kommission.

Die in vielen Ländern wegen der Pandemieentwicklung verschärften Restriktionen zeigen sich dabei in den Sektorbarometern: Denn das Vertrauen in der Industrie (+0,6 Punkte) und im Bau (+1,2 Punkte) legte zu, wohingegen sich die Stimmung vor allem im Dienstleistungssektor (–7,1 Punkte) deutlich eintrübte. Aber auch für den Einzelhandel (–2,6 Punkte) und die Verbraucher (–1,5 Punkte) verzeichnete die EU-Kommission Rückgänge der Unterindikatoren.

Im November hatten die Verbraucher indes den Einzelhändlern noch ein unerwartet kräftiges Umsatzplus beschert. Laut Eurostat kletterten die Erlöse zum Start in die Weihnachtssaison um saisonbereinigt 1,0%. Ökonomen hatten ein Minus von 0,5% erwartet, nachdem die Umsätze im Oktober um revidiert 0,3 (zuvor 0,2)% zugelegt hatten. Auch im Vergleich zum November 2020 stiegen die Erlöse mit 7,8% kräftiger als die erwarteten 5,6%.

Die Konsumlaune dämpfen dürfte allerdings der anhaltend hohe Inflationsdruck. Immerhin zeigte der Dezember eine leichte Entspannung. Laut EU-Kommission sind die Verkaufspreiserwartungen in allen befragten Wirtschaftszweigen zu­rückgegangen, nachdem sie im November noch ein Rekordhoch erreicht hatten. Und auch die Verbraucherpreiserwartungen haben im Vergleich zu ihrem Rekordhoch vom Oktober weiter nachgegeben. Im Dezember lag Eurostat zufolge die Inflationsrate mit 5,0% allerdings auf dem höchsten Wert seit Beginn der Statistik im Jahr 1997 (siehe oben stehender Bericht).

Bei den Verbrauchern steigt zudem die Sorge um ihren Arbeitsplatz. Dass der Abbau der Arbeitslosigkeit in Europa vorerst zum Ende kommt, zeigt auch das European Labour Market Barometer. Der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Dezember das sechste Mal in Folge gefallen – um 1,2 auf 101,2 Punkte. Dies ist zudem der zweitstärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Juni 2018. Die Beschäftigungsaussichten seien aber insgesamt noch günstig, heißt es beim IAB. Am Montag berichtet Eurostat über die Entwicklung des Euro-Jobmarktes im November. Ökonomen erwarten hier noch einen Rückgang der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte auf 7,2%.

Dass der Indikator der Beschäftigungserwartungen (EEI), in dem die Einschätzung der Verbraucher nicht enthalten ist, um 1,6 auf 114,0 Punkte gesunken ist, führt die EU-Kommission auf die rückläufigen Pläne der Dienstleister zurück. Denn in der Industrie erreichten die Beschäftigungserwartungen ein neues Allzeithoch, und auch im Einzelhandel und im Baugewerbe gab es erneut leichte Verbesserungen. Der EEI ist im Dezember erstmals seit Januar 2021 gesunken.

Zudem meldete die EU-Kommission, dass sich die Stimmung in den größten Euro-Volkswirtschaften durchweg eintrübe, allen voran in den Niederlanden.