Erwartungen in der Eurozone

Positive Signale für die EZB

Kurz vor der nächsten Zinssitzung am Donnerstag erhält die EZB neue Daten, die sie darin bestätigen dürften, dass das Inflationsziel von 2% in greifbare Nähe rückt.

Positive Signale für die EZB

Positive Signale für die EZB

Firmen erwarten geringeres Lohnwachstum und niedrigere Inflation

mpi Frankfurt

Kurz vor der nächsten Zinssitzung am Donnerstag erhält die Europäische Zentralbank (EZB) neue Daten, die sie darin bestätigen dürften, dass das Inflationsziel von 2% in greifbare Nähe rückt. Vor allem die Erwartung der Unternehmen der Eurozone, dass das Lohnwachstum nachlässt, sorgt für Erleichterung.

Die Unternehmen in der Eurozone rechnen mit einer niedrigeren Inflation und weniger Lohnwachstum als noch vor einem halben Jahr. Dies geht aus einer neuen Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor, die der Notenbank mehr Zuversicht geben dürfte, dass sie ihr Inflationsziel von 2,0% bis spätestens 2025 erreicht.

Die befragten Firmen erwarten im Schnitt, dass die Löhne in den kommenden zwölf Monaten um 3,8% steigen werden. Das sind 0,7 Prozentpunkte weniger als bei der vorherigen Befragung im November. Damit signalisiert die Umfrage, dass sich das Lohnwachstum in der Eurozone nicht weiter verstärkt. Im vierten Quartal 2023 waren die neu ausgehandelten Tariflöhne um 4,5% gestiegen. Die EZB prognostiziert, dass sich das Lohnwachstum 2024 in etwa auf diesem Niveau stabilisieren sollte.

Debatte um EZB-Kurs ab Juni

Ein steigendes Lohnwachstum gilt unter Notenbankern als eines der Hauptrisiken für den disinflationären Trend in der Eurozone. Deshalb sprechen sich viele der EZB-Ratsmitglieder dafür aus, die Lohndaten für das erste Quartal abzuwarten, ehe Zinssenkungen ein Thema sind. Da diese Lohndaten erst am 23. Mai vorliegen, schließt eine solche Vorgehensweise eine Lockerung der Geldpolitik beim Zinsentscheid an diesem Donnerstag aus. Analysten sind sich – bis auf wenige Ausnahmen – einig, dass die Anhänger dieser Position im EZB-Rat in der Überzahl sind und die Notenbank die Zinspause daher abermals verlängern wird.

Die Debatte im EZB-Rat scheint sich inzwischen mehr darum zu drehen, wie es nach einer ersten Zinssenkung im Juni weitergeht. Der niederländische Notenbankchef Klaas Knot liebäugelt mit einer Lockerung pro Quartal. Knot gilt als einflussreicher Anhänger einer eher restriktiven Geldpolitik (Falken). Auf der anderen Seite sprechen sich einige der Verfechter einer eher lockeren Geldpolitik (Tauben) für eine zweite Zinssenkung im Juli aus.

Scharfe Finanzierungskonditionen

Die Tauben erhalten durch die Ergebnisse der EZB-Umfrage nun weitere Argumente dafür, dass baldige Zinssenkungen angebracht sein könnten. Die befragten Firmen korrigierten auch ihre Verkaufspreiserwartungen nach unten – sogar noch kräftiger als die Prognosen zum Lohnwachstum. Sie senkten diese auf Sicht von zwölf Monaten von 4,5 auf 3,3%. Die Inflationserwartungen für diesen Zeitraum senkten sie um 0,7 Prozentpunkte auf nun 3,4%.

Gleichzeitig berichten die Unternehmen davon, dass sich die Finanzierungskonditionen im ersten Quartal 2024 abermals verschärft hätten – allerdings weniger, als dies noch Ende 2023 der Fall war. Die Firmen meldeten zudem einen geringfügigen Rückgang des Bedarfs an Bankkrediten, während sich die Verfügbarkeit verbesserte. Dadurch fiel der Anstieg der Finanzierungslücke geringer aus als in der vorherigen Befragungsrunde.

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