Großbritannien

Positive Signale vom Arbeitsmarkt

Die Bank of England wollte mit einem Zinsschritt abwarten, wie sich das Ende der Lohnsubventionierung am Arbeitsmarkt niederschlägt. Die jüngsten Daten waren unerwartet robust.

Positive Signale vom Arbeitsmarkt

hip London

Die jüngsten Daten vom britischen Arbeitsmarkt zeigen, dass das Auslaufen der Lohnsubventionierung Ende September zu keinen großen Verwerfungen geführt hat. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, ging die Arbeitslosenquote von 4,5 % auf 4,3 % zurück. Volkswirte hatten im Schnitt 4,4 % auf der Rechnung. Die Zahl der Beschäftigten stieg im dritten Quartal um 247 000. Am Markt hatte man dagegen lediglich mit einem Wert von 190 000 gerechnet. Ende September lief das Coronavirus Job Retention Programme aus, eine britische Form der Kurzarbeit. Die Geldpolitiker der Bank of England waren zuletzt vor einem Zinsschritt zurückgeschreckt, weil sie abwarten wollten, was aus den Leuten wird, die bis zuletzt für das Programm angemeldet waren. Eine Umfrage des ONS zeigte, dass vermutlich nur 3 % von ihnen ihren Job verloren haben.

Die Zahl der offenen Stellen erreichte im Oktober mit fast 1,2 Millionen den bislang höchsten Wert. Sie bewegte sich um 388 000 über dem vor der Pandemie erreichten Niveau. Dabei gibt es in allen Branchen mehr Vakanzen als vor der Coronakrise. In vielen Bereichen herrscht Arbeitskräftemangel. Am bekanntesten ist das Fehlen von Lkw-Fahrern, das in den vergangenen Wochen zu Versorgungsengpässen geführt hat.

Das geldpolitische Komitee der Notenbank hatte bei der jüngsten Sitzung bekräftigt, dass eine Straffung „in den kommenden Monaten nötig sein wird“. Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, sagte zuletzt vor dem Finanzausschuss des Unterhauses, dass es Hinweise auf eine niedrigere Arbeitslosigkeit als von den Zentralbankökonomen erwartet gebe. „Unser zentrales Szenario ist, dass ein Zinsschritt im Februar kommt“, schrieb der HSBC-Volkswirt Chris Hare. „Aber wenn die Bank of England zunehmend zuversichtlicher wird, was den Arbeitsmarkt angeht, sich aber weiter Sorgen um die hohe Inflation macht, könnte er auch schon im nächsten Monat kommen.“

Das Lohnwachstum verlangsamte sich. Der offizielle Wert für das reguläre Einkommen lag per Ende September bei 4,9 % – nach 6,0 % für den August. Am Markt hatte man 5,0 % auf der Rechnung. Das ONS geht unter Berücksichtigung der verzerrenden Effekte von Pandemie und Lohnsubventionierung davon aus, dass das Lohnwachstum im dritten Quartal bei lediglich 3,4 % gelegen haben könnte.Unterdessen teilte das Immobilienportal Zoopla mit, dass die Mieten auf dem privaten Wohnungsmarkt im September um 4,6 % gestiegen seien. Es handele sich um den stärksten Anstieg seit 13 Jahren. Nach wie vor übertreffe die Nachfrage das Angebot.