US-Geldpolitik

Powell unterstreicht schärferen Kurs

US-Notenbankchef Jerome Powell bleibt auf Kurs. Er legte dem Kongress den geldpolitischen Bericht der Fed vor und betonte das Bekenntnis zu einer Kursverschärfung. Gleichwohl nahmen ihn Senatoren unter Beschuss.

Powell unterstreicht schärferen Kurs

det Washington

US-Notenbankchef Jerome Powell hat sein Bekenntnis zu einer verschärften Geldpolitik unterstrichen und betont, dass in den kommenden Monaten weitere Zinserhöhungen bevorstehen. „Wir gehen energisch gegen die hohe Inflation vor und haben das Ziel, wieder einen neutralen Zinssatz zu erreichen“, sagte er vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Anlässlich des halbjährlich erscheinenden geldpolitischen Berichts der Fed sah sich Powell allerdings scharfer Kritik seitens des Senatoren ausgesetzt. Er räumte ein, dass den Möglichkeiten der Zentralbank Grenzen gesetzt sind, zeigte sich aber dennoch zuversichtlich. „Die Fed hat die Instrumente und die notwendige Entschlossenheit, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen.“ Folglich seien im Anschluss an die seit März beschlossenen Zinsschritte „weitere Anhebungen des Leitzinses angemessen“.

Powell wiederholte, dass die Teuerungsrate das Inflationsziel der Fed, welches bei 2% liegt, deutlich überschritten hat. Die Preissteigerungen in den Griff zu bekommen sei schon deswegen unabdingbar, weil ohne niedrige Inflation fortgesetztes Stellenwachstum nicht aufrechterhalten werden könne. Während der letzten drei Monate habe der Beschäftigungsaufbau im Schnitt bei 408000 gelegen, sagte der Fed-Vorsitzende.

Robustes Stellenwachstum

Die Zahl deute zwar auf einen weiter robusten Arbeitsmarkt hin, liege aber unter dem längerfristigen Schnitt und könnte in einem inflationären Umfeld weiter sinken, so Powell. Unterm Strich sei die Konjunktur jedenfalls in starker Verfassung, und „die Wirtschaft ist imstande, eine schärfere Geldpolitik zu verkraften“.

Neben den Zinserhöhungen ging der oberste Währungshüter auch auf den im Juni begonnenen Bilanzabbau ein. Die Anleihekäufe während der Corona-Pandemie hatten die Bilanzsumme auf 9 Bill. Dollar steigen lassen. Die Notenbank werde diese Summe „signifikant“ abschmelzen, so der Fed-Chef. Folglich habe die Notenbank im laufenden Monat auf die Reinvestition von 30 Mrd. Dollar an Staatsanleihen und 17,5 Mrd. Dollar an hypothekenbesicherten Wertpapieren verzichtet. In drei Monaten werde die monatliche Reduktion von derzeit 47,5 auf 95 Mrd. Dollar steigen, bekräftigte der Notenbankchef.

Ungeachtet seines Bekenntnisses zu einer deutlichen Verschärfung des geldpolitischen Kurses nahmen sowohl Demokraten als auch republikanische Senatoren den Fed-Vorsitzenden in die Mangel. Republikaner warfen der Notenbank vor, viel zu spät auf die Inflation, die sich schon im vergangenen Jahr abzeichnete, reagiert zu haben. Der Offenmarktausschuss hätte schon im Schlussquartal des vergangenen Jahres beginnen müssen, an der Zinsschraube zu drehen, monierte Richard Shelby, der ranghöchste Republikaner im Bankenausschuss.

Regelgestützte Geldpolitik

Andere meinten, dass der Leitzins bereits bei 6% liegen müsse, und forderten, dass die Fed eine regelgestützte Geldpolitik verfolgt, die sich beispielsweise an der Taylor-Regel orientiert. Auch Demokraten stellten den Fed-Vorsitzenden zur Rede. Senatorin Elizabeth Warren wollte wissen, ob Zinserhöhungen helfen würden, Benzin- und Lebensmittelpreise, welche die meisten Haushalte am härtesten treffen, zu drücken. Powell verneinte dies.

Er betonte, dass steigende Zinsen zu strikteren Finanzierungskonditionen führen, die Nachfrage nach langlebigen Gütern dämpfen und auch Preisblasen an den Aktienmärkten verhindern können. Ziel der Fed bleibe es daher, die Teuerungsrate wieder in die Nähe des flexiblen Inflationsziels von 2% zu bewegen und dafür zu sorgen, dass die langfristigen Inflationserwartungen fest verankert bleiben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.