Im DatenraumIAB Betriebspanel

Schlapphüte sind in der Wirtschaft fleißig unterwegs

9% der Betriebe in Deutschland werden ausgespäht – Hauptangriffsziel sind die IT-Abteilungen. Spionage lohnt sich vor allem in innovativen und exportorientierten Unternehmen wettbewerbsintensiver Branchen. Das IAB Betriebspanel liefert erstmals ein umfassendes Bild, da auch kleinere Unternehmen befragt werden.

Schlapphüte sind in der Wirtschaft fleißig unterwegs

Spionage

Schlapphüte sind in der Wirtschaft fleißig unterwegs

ba Frankfurt

Spionagegeschichten werden gerne gelesen, Filme über Schlapphüte bescheren Hollywood Abermillionen – die Späher sind aber auch in der deutschen Wirtschaft aktiv und kosten dort Milliarden. Das Betriebspanel 2023 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass 9 % der rund 15.000 befragten Unternehmen aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige Opfer eines Spionageangriffs wurden. Rund 12 % berichteten über mindestens einen Verdachtsfall oder Angriff. In diesen Betrieben arbeiten rund 22 % aller Beschäftigten.

IAB befragt auch kleine Betriebe

Dass die IAB-Zahlen deutlich von den 81 % der Industrieunternehmen abweichen, die in einer Bitkom-Umfrage von Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage berichten, liegt teils an der breiteren Fragestellung des Branchenverbands, aber auch daran, dass dort nur Industrieunternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten und einem Jahresumsatz von einer Million aufwärts erfasst werden. Die IAB-Umfrage ergab, dass das Risiko ausspioniert zu werden, mit der Betriebsgröße steigt.

Spionage vor allem für Wettbewerber attraktiv

Besonders betroffen sind zudem innovative, exportorientierte und forschende Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Kein Wunder, stellt doch hier der Spionagegegenstand einen strategischen Wettbewerbsvorteil dar. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird es daher immer wichtiger, effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um den gesamtwirtschaftlichen Schaden zu minimieren. Schätzungen des Bitkom zufolge liegen die durch Spionage im weitesten Sinne entstandenen Schäden hierzulande bei rund 200 Mrd. Euro, das entspricht 4,8 % des BIP. Zum Vergleich: Für die USA werden die Schäden auf rund 400 Mrd. Dollar bzw. 2,1 % des BIP taxiert.

IT-Abteilungen sind Hauptangriffsziel

Die häufigste Form der Spionage sind Hackerangriffe auf IT-Systeme. Die Hälfte (50,8 %) aller
Betriebe, die einen Spionageverdacht hatten, berichten von Hackerangriffen. Bei den tatsächlich von einem Angriff betroffenen Unternehmen berichten 61,5 % von einem Hackerangriff auf IT-Systeme. Das heißt, dass in 5,5 % aller Betriebe Hackerangriffe verübt wurden und 3,7 % den Verdacht haben, dass solche auf ihren Betrieb verübt wurden. Über ein Drittel der Betriebe mit Verdachtsfällen vermutet, dass ihnen sensible digitale Daten bzw. Informationen gestohlen wurden. Seltener berichten Betriebe vom Abhören oder Ausspähen analoger oder digitaler Kommunikation sowie einem analogen Diebstahl, etwa von sensiblen physischen Dokumenten, Mustern, Maschinen oder Bauteilen.

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