Schlechtes Omen für die Konjunktur
Schlechtes Omen für die Konjunktur
Ifo-Geschäftsklima sinkt überraschend − Fuest: Deutsche Wirtschaft steckt fest
ba Frankfurt
Dem Sommerwetter zum Trotz hat sich die Stimmung in den deutschen Unternehmen im Juli unerwartet und deutlich eingetrübt. Dass der Ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge nachgegeben hat, und zwar um 1,6 auf 87,0 Punkte, gilt als Trendwende − ein schlechtes Omen also für die ohnehin maue deutsche Konjunktur.
Nachdem das Jahr dank der ungewöhnlich milden Witterung angeschoben von Bau und Exporten mit einem Wachstum von 0,2% und einer Stimmungsverbesserung begonnen hat, zeichnet sich angesichts der schwach ausgefallenen Konjunkturdaten für das zweite Quartal nun bereits wieder eine Flaute ab. Eine erste Indikation, wie es in den drei Monaten bis Juni lief, gibt das Statistikamt Destatis in der kommenden Woche. Der Rückgang des Ifo-Barometers reiht sich nahtlos ein in die Riege der Schwäche signalisierenden Stimmungsbarometer von Sentix und ZEW sowie des Einkaufsmanagerindex. Letzterer war gar erstmals seit vier Monaten wieder in den rezessiven Bereich abgetaucht.
„Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unternehmen hatten nicht nur die Lage schwächer eingeschätzt, auch ihre Erwartungen fielen deutlich pessimistischer aus. „Die Malaise zieht sich durch fast alle Branchen“, ergänzte Ifo-Umfragenchef Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. Es gebe wenig Dynamik aus dem Ausland und die Konsumenten hielten sich beim Einkaufen weiter zurück.
US-BIP zieht kräftig an
Während die US-Wirtschaft im zweiten Quartal mit annualisiert 2,8% zum Vorquartal unerwartet kräftig zugelegt hat, enttäuschte die chinesische Wachstumszahl von 4,7% zum Vorjahr. Wegen der Immobilienkrise dürfte das von der Regierung in Peking ausgegebene Wachstumsziel von 5% nicht zu halten sein. Um die Konjunktur anzuschieben, hat die People’s Bank of China (PBOC) unerwartet am Montag den kurzfristigen Zins für siebentägige Repogeschäfte gelockert und am Donnerstag beim MLF-Zins nachgelegt. China und die USA sind die wichtigsten Handelspartner der stark exportorientierten deutschen Industrie.
Am Mittwoch hatte das Bundeskabinett erste Teile des Pakets zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland verabschiedet. Es enthält unter anderem erweiterte Abschreibungsmöglichkeiten, um Unternehmensinvestitionen anzuregen. Angesichts der Nachfrageschwäche zeichnet sich beim Auftragsmangel immer noch keine Wende ab: In der Ifo-Umfrage klagten mehr als 40% der Industriebetriebe über Auftragsmangel.