Geldpolitik

Schnabel spricht sich gegen deutliche Zinssenkungen aus

EZB-Direktorin Isabel Schnabel mahnt zur Vorsicht bei der weiteren Lockerung der Geldpolitik in 2025. Das neutrale Niveau sei fast erreicht. Dem stimmen andere EZB-Ratsmitglieder nicht zu.

Schnabel spricht sich gegen deutliche Zinssenkungen aus

Schnabel spricht sich gegen deutliche Zinssenkungen aus

Geldpolitik soll Konjunktur im Jahr 2025 nicht stimulieren

mpi Frankfurt

EZB-Direktorin Isabel Schnabel stemmt sich gegen die Idee, dass die Notenbank im kommenden Jahr die Leitzinsen unter das neutrale Niveau senken sollte. Damit ist ein Zinssatz gemeint, der die Konjunktur ankurbelt – und damit auch den Inflationsdruck erhöht. „Ich würde davor warnen, zu weit zu gehen“, sagte Schnabel in einem Bloomberg-Interview. Die EZB-Direktorin hält das Risiko, dass die Inflation mittelfristig zu niedrig ausfallen könnte, für gering.

Vor diesem Szenario hatte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane jüngst in einem Interview mit Les Echos gewarnt. Die Leitzinsen sollten seiner Ansicht nach daher zeitnah auf ein Niveau fallen, das auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone nicht mehr restriktiv wirkt. Andere Ratsmitglieder, wie der italienische Notenbankchef Fabio Panetta, gehen sogar einen Schritt weiter. Sie werben für die Idee, dass die Leitzinsen auf ein stimulierendes Niveau fallen.

Neutraler Zinssatz nicht messbar

Eine Herausforderung bei der Diskussion ist, dass sich nicht messen lässt, wo das neutrale Niveau liegt. Die EZB-Ratsmitglieder sind sich einig, dass der derzeitige Einlagensatz von 3,25% restriktiv wirkt. Wie weit er noch fallen muss, damit dies nicht mehr der Fall ist, darüber gehen die Meinungen deutlich auseinander. Schnabel sieht das neutrale Niveau fast erreicht. Andere Notenbanker gehen hingegen davon aus, dass das neutrale Niveau eher bei 2,5% oder sogar 2% liegt. Auch die Einschätzungen von Bankvolkswirten sind hier zwiegespalten.

An den Finanzmärkten wird darauf spekuliert, dass der Einlagensatz Ende kommenden Jahres bei 1,75% liegt, womit die Geldpolitik nach Einschätzung vieler Ökonomen expansiv wäre. Die Erwartungen an deutliche Zinssenkungen wurden auch durch den Wahlsieg des künftigen US-Präsidenten Donald Trumps befeuert. Dessen angekündigte Handelspolitik könnte das Wirtschaftswachstum in der Eurozone stark senken.

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