Schnabel will vom Fokus auf einzelne Prognosen abrücken
Schnabel will vom Fokus auf einzelne Prognosen abrücken
Mehr Aufmerksamkeit für alternative Szenarien
mpi Frankfurt
In den vergangenen Jahren lagen die Europäische Zentralbank (EZB) und Volkswirte häufiger mal bei ihren Prognosen zu Inflation und Konjunktur in der Eurozone deutlich daneben. Schuld waren unter anderem die Pandemie und ihre schwer vorhersehbaren genauen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Auch wenn die Pandemie inzwischen vorbei ist und die EZB nach eigener Aussage wieder mehr Vertrauen in ihre eigene Prognosequalität fasst, schlägt EZB-Direktorin Isabel Schnabel eine Abkehr vom Fokus auf einzelne Prognosen vor.
Die Vorhersage eines bestimmten Werts bei der Inflation oder beim Wirtschaftswachstum vermittle „einen falschen Eindruck von Präzision“, sagte Schnabel in Washington auf einer Konferenz anlässlich der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Zumal die Unsicherheit bei Prognosen in der Zukunft tendenziell höher sei als sie es in der Vergangenheit war.
Mehr Aufmerksamkeit für alternative Szenarien
Schnabel schlägt daher vor, dass die EZB stärker kommuniziert, wie alternative Szenarien bei der Inflations- und Konjunkturentwicklung aussehen. Diese bekämen im Vergleich zum für die EZB wahrscheinlichsten Szenario zu wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
Außerdem stellt sie zur Diskussion, ob die EZB-Ratsmitglieder kommunizieren sollten, wie sich die Leitzinsen ihrer Meinung nach entwickeln werden – sowie es bei der Fed mit ihrem Dot Plot der Fall ist. Ein solches Vorgehen könnte die Volatilität an den Finanzmärkten senken, wäre allerdings auch mit einem Nachteil verbunden. Die EZB würde dann die Marktpreise noch stärker beeinflussen.