Inflation

Schwedische Notenbank legt kräftig nach

Die Riksbank untermauert eine der spektakulärsten Zinswenden der Geschichte. Zentralbankchef Stefan Ingves räumt Fehleinschätzungen ein. Analysten spekulieren bereits über eine Sondersitzung im Sommer.

Schwedische Notenbank legt kräftig nach

rec Frankfurt

Schwedens Notenbank hat mit einer kräftigen Leitzinserhöhung ihre Kehrtwende in der Geldpolitik untermauert. Die Währungshüter in Stockholm hoben den Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,75% an. Das ist der höchste Stand seit 2014. Im Gegensatz zur ersten Zinserhöhung Ende April, mit der die Riksbank ihre jahrelange Nullzinspolitik beendete, hatte das Gros der Analysten diesmal mit der Entscheidung gerechnet.

Die Notenbank reagiert damit auf die unvermindert hohe Inflation. Die Teuerungsrate lag zuletzt bei 7,2% und somit auf dem höchsten Niveau seit Jahrzehnten. Wie in vielen Ländern dürfte die Inflation auch in Schweden auf absehbare Zeit den Zielwert der Notenbank von 2% übertreffen, wie sie bereits im April zum Auftakt ihrer Zinswende eingeräumt hatte. Deshalb ist im laufenden Jahr mit zwei weiteren Zinserhöhungen um 50 Basispunkte zu rechnen. Das geht aus den Prognosen hervor, die die Riksbank parallel zum Zinsentscheid veröffentlicht.

Notenbankchef Stefan Ingves sagte: „Die Botschaft ist eindeutig: Die Inflation ist zu hoch und es ist an der Zeit, den Leitzins zu erhöhen.“ Die Notenbank müsse die Geldpolitik straffen, „und das werden wir auch noch eine Weile tun“. Dafür hat die Riksbank in diesem Jahr regulär nur noch zwei Gelegenheiten: Für September und November sind weitere Zinsentscheidungen anberaumt. Auf Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen vier Zinsentscheidungen an, die nächste am 21. Juli. Für diesen Termin hat die EZB die erste Zinserhöhung seit elf Jahren avisiert.

Die Zinswende in Schweden ist eine der spektakulärsten in der Geschichte der Zentralbanken. Noch im Februar hatte die Riksbank bekräftigt, bis 2024 am Nullzins festhalten zu wollen. Diese Haltung war wenige Wochen später Makulatur, weil die Notenbank ihre Inflationsprognosen drastisch erhöhte.

Auch jetzt räumte Notenbankchef Ingves Fehleinschätzungen ein. „Es lässt sich nicht leugnen, dass unsere Prognosen vom April deutlich daneben lagen“, sagte Ingves. „Die Inflation war höher, als wir erwartet hatten, und wird in der zweiten Hälfte dieses Jahres nahe 8% liegen.“ Weitere Zinserhöhungen seien denkbar, um eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern, ließ die Riksbank wissen.

Die Analysten der Großbank Swedbank interpretierten dies als Hinweis für eine Sondersitzung im Juli oder August. Das würde die Riksbank in die Lage versetzen, den Leitzins vor dem nächsten regulären Zinsentscheid ein weiteres Mal anzuheben. Nach Einschätzung von Ökonomen der Bank ING strebt die Riksbank auch eine Aufwertung der Krone an, um die Inflation über geringere Importpreise abzuschwächen.

Wertberichtigt Seite 8

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