Bestand und Reichweite legen leicht zu

Schwergewichte füllen Auftragspolster der Industrie

Die Branchenschwergewichte Auto- und Maschinenbau sorgen für etwas dickere Auftragspolster der deutschen Industrie. Auch die Reichweite hat leicht zugelegt. Dies ist ein weiteres Zeichen der Stabilisierung, aber keine Trendwende.

Schwergewichte füllen Auftragspolster der Industrie

Schwergewichte füllen Auftragspolster der Industrie

Bestand und Reichweite legen im Februar leicht zu

ba Frankfurt

Zuwächse in den gewichtigen Branchen Automobil und Maschinenbau haben die Auftragspolster der deutschen Industrie im Februar etwas angedickt. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) legte der Auftragsbestand preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3% zum Vormonat zu. Binnen Jahresfrist ergibt sich ein Zuwachs von 1,3%. Dies stützt die Einschätzung von Ökonomen, dass die Industrie die Talsohle erreicht haben könnte.

Frühbarometer zeigen Hoffnungsschimmer

Die Auftragseingänge stagnierten zwar zuletzt, doch ergab die Einkaufsmanagerumfrage für März den ersten Anstieg bei den Neubestellungen seit drei Jahren. Die Inlandsumsätze seien gestiegen und Kunden würden „allmählich anfangen, ihre Lagerbestände aufzufüllen“, hatte S&P Global dazu erklärt. In der Ifo-Umfrage vom März berichten Unternehmen zwar von einem leicht rückläufigen Auftragsbestand, beide Befragungen zeigten aber unter dem Strich eine Stimmungsaufhellung in der Industrie.

Schwaches Inland

„Die leicht positive Entwicklung des Auftragsbestands ist auf Anstiege in der Automobilindustrie (saison- und kalenderbereinigt +0,8% zum Vormonat) und im Maschinenbau (+0,4%) zurückzuführen“, erklärten die Wiesbadener Statistiker. Einen negativen Einfluss hatte der Rückgang in der Metallerzeugung und -bearbeitung (−1,1%). Wie schon bei den Auftragseingängen kam die Dynamik aus dem Ausland: Die offenen Aufträge aus dem Ausland kletterten um 0,4%, der Bestand an Inlandsaufträgen stieg um 0,2%.

Reichweite steigt

Die Reichweite ist im Februar auf 7,7 Monate von zuvor 7,6 Monaten gestiegen. So lange müssten die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

US-Zölle verzerren das Bild

In den Daten zeigen sich auch Spuren der US-Handelspolitik: Viele US-Unternehmen haben in der Erwartung der Zollankündigungen von Präsident Donald Trump ihre Lager aufgefüllt, wovon die stark exportorientierte deutsche Industrie profitiert hat. Dieser Effekt wird nun auslaufen, zumal die sogenannten reziproken Zölle für fast alle Länder nur für 90 Tage auf 10% reduziert wurden.

Daher trüben sich die Aussichten für die Wirtschaft wieder merklich ein. Denn die Effekte des milliardenschweren Finanzpakets der sich formierenden Bundesregierung für Infrastruktur und Rüstung werden sich erst später zeigen. Mittlerweile gilt auch eine Rezession hierzulande als zunehmend wahrscheinlich. Zuletzt hatten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Gemeinschaftsdiagnose die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 0,1 % von zuvor 0,8 % heruntergeschraubt. 2026 dürfte das Finanzpaket für Infrastruktur und Rüstung die Konjunktur stützen und das BIP um 1,3 (zuvor: 0,5)% zulegen. Von den Prognosen für 2025 und 2026 seien aber wegen der bereits gültigen US-Zölle je 0,1 Prozentpunkte abzuziehen, hieß es bei der Vorstellung des Zahlenwerks.

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