US-Arbeitsmarkt

Spürbare Abkühlung am US-Jobmarkt

Am Privatsektor gemessen hat der US-Jobmarkt im Mai an Dynamik eingebüßt. Die Neueinstellungen blieben hinter den Erwartungen zurück. Unterdessen könnte die Abkühlung dazu beitragen, die Teuerung einzudämmen.

Spürbare Abkühlung am US-Jobmarkt

Spürbare Abkühlung am US-Arbeitsmarkt

Schwäche im verarbeitenden Gewerbe und bei Fachdienstleistern – Leichte Entspannung bei Lohnentwicklung

Am Privatsektor gemessen hat der US-Jobmarkt im Mai an Dynamik eingebüßt. Die Neueinstellungen sorgten für Enttäuschung, wobei die Abkühlung dazu beitragen könnte, die Teuerung einzudämmen. Die Fed wird ihr Augenmerk nun auf den Arbeitsmarktbericht der Regierung richten, der am Freitag kommt.

det Washington

Die Beschäftigungslage im US-Privatsektor bleibt in robustem Zustand. Gleichwohl hat der Jobmarkt im Mai einiges an Schwung verloren. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) berichtete, stellten private Unternehmen 152.000 neue Mitarbeiter ein. Dabei handelt es sich um das geringste Wachstum seit Januar. Bankvolkswirte hatten im Schnitt mit einem Plus von 175.000 Stellen gerechnet. Die Neueinstellungen im April korrigierte ADP von 192.000 auf 188.000 nach unten.

Gedrückt wurde die Zahl vom verarbeitenden Gewerbe, wo ADP einen Rückgang um 20.000 feststellte. Aufgefangen wurde der Jobverlust durch 32.000 neue Jobs in der Bauwirtschaft. Die Waren produzierende Industrie, die außerdem den Bergbau sowie die Rohstoffgewinnung berücksichtigt, steuerte nur 3.000 Arbeitsplätze bei.

In schwächerer Verfassung als zuvor präsentierten sich aber auch einige Dienstleister. So entstanden im Gast- und Freizeitgewerbe, das sich nach dem Ende der Corona-Pandemie lange Zeit als eine wichtige Stütze des Arbeitsmarktes behauptet hatte, nur 12.000 neue Stellen. Bei Fachdienstleistern ermittelte ADP sogar ein Minus von 6.000. Positive Beiträge leisteten hingegen der Handel, die Transportwirtschaft sowie das Gesundheits- und Bildungswesen, die zusammen für etwas mehr als 100.000 Neueinstellungen verantwortlich waren.  

Schwachstellen im Visier

ADP-Chefökonomin Nela Richardson betonte, dass sich gegen Ende der ersten Jahreshälfte „das Stellenwachstum und die Lohnsteigerungen verlangsamt haben“. Sie beschreibt den US-Jobmarkt als weiterhin solide. Gleichwohl „behalten wir Schwachstellen im Auge, die mit der Fertigung sowie dem Privatkonsum zusammenhängen“. Die Löhne stiegen nach Angaben von ADP für Berufstätige, die ihren Job behielten, den dritten Monat in Folge um 5,0%. Bei Personen, die den Arbeitgeber wechselten, legten die Löhne und Gehälter um 7,8% zu. Die Lohnerhöhungen haben damit zweimal hintereinander nachgegeben.

Mit Spannung warten die Finanzmärkte nun auf den Arbeitsmarkt der Regierung, der an diesem Freitag veröffentlicht wird und neben dem Privatsektor auch öffentlich Bedienstete erfasst. Analysten rechnen nach dem Stellenplus von 175.000 im April für Mai mit 190.000 bis 200.000 neuen Arbeitsplätzen. Zudem sagen sie eine unveränderte Arbeitslosenquote von 3,9% voraus. 

Den neuen Bericht wird auch die US-Notenbank, deren Offenmarktausschuss (FOMC) nächste Woche zusammentreten wird, genau unter die Lupe nehmen. Nach dessen letzter Sitzung hatte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell das weiter starke Stellenwachstum und die niedrige Arbeitslosenquote hervorgehoben. Diese hatte zuletzt im Januar 2022 bei 4,0% gelegen und bewegt sich seitdem zwischen 3,4% und 3,9%.

Unterdessen haben Powell sowie andere FOMC-Mitglieder betont, dass eine Abkühlung am Jobmarkt helfen könnte, die Teuerung einzudämmen. Die Kernrate des PCE-Preisindex, des bevorzugten Inflationsindikators der Fed, lag im April mit einem Plus von 2,8% noch um 0,8 Prozentpunkte über dem Inflationsziel. Dazu hatte lange Zeit auch der deutliche Anstieg der Arbeitskosten beigetragen. Zuletzt haben die Löhne und Gehälter aber weniger zugelegt. So kletterten die Stundenlöhne im April auf Jahressicht um 3,9%.

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