Britischer Arbeitsmarkt

Steigende Löhne, sinkende Beschäftigung

In Großbritannien steigen die Löhne so stark wie seit mehr als drei Jahren nicht. Doch zugleich nimmt die Arbeitslosigkeit zu.

Steigende Löhne, sinkende Beschäftigung

Britische Löhne steigen, Beschäftigung sinkt

Arbeitsmarkt sendet widersprüchliche Signale

hip London

In Großbritannien hat sich das Lohnwachstum zuletzt beschleunigt. Die Reallöhne stiegen so stark wie in mehr als drei Jahren nicht. Zugleich stieg jedoch auch die Arbeitslosigkeit. Die Daten sind aufgrund der niedrigen Beteiligung an der Labour Force Survey allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stiegen die durchschnittlichen Wochenlöhne in den drei Monaten per Ende November im Vorjahresvergleich im Schnitt nominal um 5,6%. Im vorangegangenen Monat hatte dieser Wert noch bei 5,2% gelegen. Real, also unter Berücksichtigung der Inflation, hatten britische Arbeitnehmer 3,4% mehr Geld in der Tasche.

Stärkster Rückgang seit 2020

Die Arbeitslosenquote stieg von 4,3% auf 4,4%. Die Zahl der als arbeitslos registrierten Menschen ging um 60.000 nach oben. Die von der Steuerbehörde HMRC erhobenen Daten zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zeigen für Dezember 2024 den stärksten Rückgang seit November 2020, wie der Deutsche-Bank-Volkswirt Sanjay Raja herausstrich.

In der Privatwirtschaft schrumpften die Belegschaften demnach um 34.000 Mitarbeitende. Für das Gesamtjahr waren es 185.000 Beschäftigte weniger. „Klar ist, dass wir einen Abfall der Beschäftigung sehen“, schrieb Raja in einer ersten Einschätzung. „Die größten Kontraktionen konzentrierten sich auf das verarbeitende Gewerbe, das Gesundheitswesen und den Einzelhandel.“

Weniger offene Stellen

Die Zahl der offenen Stellen ist den zwölften Monat in Folge gesunken. Derzeit bewegt sie sich bei 812.000. Das ist der niedrigste Stand seit Dezember 2019. Das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) der Bank of England wird die Daten bei seiner nächsten Zinsentscheidung, die am 6. Februar bekanntgegeben wird, berücksichtigen.

Dabei dürfte das Lohnwachstum in der Privatwirtschaft eine große Rolle spielen. Es beschleunigte sich von 5,5% auf 6,0%. Aus Sicht der Barclays-Volkswirte wird das MPC durch diese Stärke hindurchsehen und den Leitzins um 25 Basispunkte senken. Sie gehen davon aus, dass im weiteren Jahresverlauf vier weitere Schritte nach unten folgen werden.

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