Südafrika ohne Eile bei Zinserhöhungen
Bloomberg Pretoria
Die südafrikanische Zentralbank hat inmitten der tödlichen Unruhen und der dritten Coronawelle den sechsten Monat in Folge die Füße still gehalten. Das geldpolitische Komitee hielt den Leitzins auf einem Rekordtief von 3,5%, sagte Gouverneur Lesetja Kganyago am Donnerstag in einem Online-Briefing. Die Entscheidung des fünfköpfigen Gremiums war einstimmig, genau wie im Mai.
Der implizite Leitzins-Pfad des vierteljährlichen Projektionsmodells der Zentralbank zeigt nun den Refinanzierungssatz bei 3,79% bis Ende 2021, verglichen mit 4,07% bei der vorherigen Notenbanksitzung. Der Ausblick deutet auch eine Erhöhung um 25 Basispunkte im letzten Quartal dieses Jahres und in jedem der Quartale des Jahres 2022.
Die Zentralbank hatte geplant, ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum nach oben zu korrigieren, nachdem es im ersten Quartal besser als erwartet ausgefallen war. Doch die Unruhen könnten nachhaltige Auswirkungen auf das Vertrauen der Investoren und die Schaffung von Arbeitsplätzen haben und würden wahrscheinlich die Erholung Südafrikas von der pandemiebedingten Rezession im Jahr 2020 verlangsamen, warnte der Gouverneur. Daher blieb die Prognose für 2021 unverändert bei 4,2%, ebenso wie die Wachstumserwartungen für 2022 und 2023, die nun bei 2,3% bzw. 2,4% stehen.
Die Zentralbank hob ihre Inflationsschätzung für dieses Jahr von 4,2% auf 4,3% an und geht weiterhin davon aus, dass die Preiswachstumsrate bis 2023 in der Nähe des mittleren Punktes ihres Zielbereichs von 4,5% bleiben wird. Kraftstoff-, Strom- und administrierte Preise stellen kurzfristige Risiken für den Ausblick dar, sagte Kganyago.