US-Notenbank

Tapering-Zeitplan schürt Zinsdebatte

Der Zeitplan der Fed für das Abschmelzen der Anleihekäufe macht Zinserhöhungen ab Mitte 2022 möglich. Die Erwartungen zur Leitzinsentwicklung gehen weit auseinander.

Tapering-Zeitplan schürt Zinsdebatte

det Washington

Der vorläufige Zeitplan für den Abbau der monatlichen Anleihekäufe (Tapering) ist jetzt bekannt, folglich wird das Interesse der Fed-Beobachter künftig der Frage gelten, wann der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank beginnen wird, wieder an der Zinsschraube zu drehen. Sicher ist, dass keine Leitzinserhöhungen anstehen werden, ehe das Tapering abgeschlossen ist. Ob und, wenn ja, wie oft die Währungshüter schon im kommenden Jahr die Zügel straffer ziehen könnten, wird dann entscheidend davon abhängen, ob sich der konjunkturelle Aufschwung im bisherigen Tempo fortsetzen wird. Eine wichtige Rolle wird auch spielen, wann die Inflationsrate zurückgehen wird. Sie hat dem PCE-Preisindex, dem bevorzugten Maß der Fed, zufolge im September den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht.

Dass eine Anhebung des Leitzinses noch einige Zeit auf sich warten lassen wird, das machte Notenbankchef Jerome Powell bei der Pressekonferenz im Anschluss an die jüngste FOMC-Sitzung klar: „Ehe es zu Zinserhöhungen kommt, muss noch einiges an Boden gutgemacht werden.“ Gemeint sein könnte damit ein knappes Dreivierteljahr. Denn angenommen, die Fed hält an dem Plan fest, die Käufe jeden Monat um 15 Mrd. Dollar zu drosseln, wird das sogenannte Tapering im Juni abgeschlossen sein.

Setzt sich die Erholung am Arbeitsmarkt fort, wächst die Wirtschaft weiter kräftig und hält der Inflationsdruck noch einige Zeit an, dann könnte das FOMC bei der Sitzung im kommenden Juli die Zinswende einleiten. Dann würde sich wiederum die Frage stellen, ob die Notenbank 2022 gleich mehrmals die Federal Funds Rate anhebt oder es bei einem Schritt belässt.

Tauben geben Ton an

Darüber gehen die Erwartungen auseinander, wie auch der Zinsausblick des FOMC, der sogenannte Dot Plot, unterstreicht. Nach der Sitzung im September meinte die Hälfte der Mitglieder, dass 2022 mindestens eine Zinserhöhung anstehen wird. Die Erwartungen für 2023 durchlaufen ein weites Spektrum. Ein Fed-Vertreter einer besonders lockeren Geldpolitik schätzt demnach, dass auch im übernächsten Jahr auf Leitzinserhöhungen verzichtet werden kann. Neun der achtzehn FOMC-Mitglieder denken aber, dass der Zielkorridor auf mindestens 1,0 bis 1,25% erhöht wird, drei von ihnen erwarten sogar eine Zielzone von 1,5 bis 1,75%.

Zu bedenken ist dabei, dass die alle drei Monate veröffentlichten Prognosen noch von der vorletzten September-Woche stammen und die wirtschaftliche Erholung von hoher Volatilität gekennzeichnet sein könnte. Zu den größten Unsicherheitsfaktoren zählen der weitere Verlauf der Pandemie sowie die Frage, wann sich Engpässe als Folge der Lieferkettenstörungen auflösen.

Zwar bleibt Powell optimistisch und rechnet damit, dass dann auch die Inflation zurückgehen wird. Gleichwohl glauben einige Analysten, dass die Fed vorsichtig bleiben wird. Wie Paul Ashworth, Volkswirt bei Capital Economics, feststellt, ist die Tatsache, dass die Abschlusserklärung in Bezug auf die Teuerungsrate weiter das Wort „vorübergehend“ enthält, aussagekräftig. „Das spielt die Bedeutung der Preissteigerungen herunter und signalisiert für mich, dass die Inflationstauben die Oberhand haben, die lieber für längere Zeit an einer ultralockeren Geldpolitik festhalten würden.“

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