Preisentwicklung im Euroraum

Teuerung hält sich hartnäckig

Die Inflation im Euroraum ist im Januar auf 2,5% gestiegen. Noch könnte das Kalkül der EZB aufgehen, wonach die Teuerung bald wieder fällt und weiteren Zinssenkungen nichts im Wege steht. Doch der Handelsstreit könnte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machen.

Teuerung hält sich hartnäckig

Teuerung hält sich hartnäckig

Viermal in Folge im Euroraum zugelegt – EZB in Sorge wegen Preiswirkung von US-Zöllen

Die Inflation im Euroraum ist im Januar auf 2,5% gestiegen. Noch könnte das Kalkül der EZB aufzugehen, wonach die Teuerung bald wieder fällt und weiteren Zinssenkungen nichts im Wege steht, um das Wachstum zu stärken. Doch der Handelsstreit könnte dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung machen.

lz Frankfurt

Die Inflation im Euroraum ist im Januar den vierten Monat in Folge gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar um 2,5% zum Vorjahresmonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte. Im Dezember lag die Teuerung noch bei 2,4%. Für Preisauftrieb sorgte vor allem Energie: Sie verteuerte sich um 1,8%. Im Dezember waren es noch 0,1%. Nach wie vor blieben die Dienstleistungen mit 3,9% Hauptinflationstreiber. Von Reuters befragte Experten hatten für Januar mit einer Stabilisierung gerechnet. Der aktuelle Wert von 2,5% ist nunmehr weiter vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2% entfernt.

Inflationsziel noch in Reichweite

Mit Sorge dürfte die EZB auf die Handelspolitik blicken, die durch Überwälzung der höheren Zollkosten auf die Konsumenten preistreibend wirkt. US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende umfangreiche Zölle auf Waren aus Mexiko, Kanada und China verhängt. Zudem kündigte er an, dass dies auch im Fall der Europäischen Union „definitiv passieren“ werde. Damit schürte er die Sorge vor einem weltweiten Handelskrieg, der das Wirtschaftswachstum bremsen und die Kosten für die Verbraucher in die Höhe treiben könnte.

Gleichwohl dürfte die EZB die aktuelle Phase, da das Inflationsziel noch in Reichweite scheint, zunächst für weitere Zinssenkungen nutzen, da das aktuelle Zinsniveau noch wachstumsbremsend wirkt. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sieht denn auch die beste Reaktion der Eurozone auf mögliche US-Zölle, „die Wirtschaft zu stärken“, damit die Währungsunion widerstandsfähiger wird.

Villeroy de Galhau zufolge wird die EZB wahrscheinlich weitere Zinssenkungen beschließen. Sie hat ihre Lockerungsserie jüngst fortgesetzt. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz wurde am 30. Januar um einen Viertelprozentpunkt niedriger auf 2,75% gesetzt. Es war bereits die fünfte Zinssenkung, seit die Währungshüter im Juni 2024 die geldpolitische Wende eingeleitet haben.

Sondereffekte bestimmend

Stephanie Schoenwald, Konjunkturexpertin bei KfW Research, hält vor diesem Hintergrund „kleinere Zinsschritte“ weiterhin für möglich, allerdings nur, „solange es nicht zu einer abrupten Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage kommt“. Unter den „Aufwärtsrisiken“ für die Inflation nennt sie unter anderem einen langsameren Rückgang der ohnehin schon recht zähen Dienstleistungsinflation und auch die Unwägbarkeiten durch den sich anbahnenden Handelskonflikt mit den USA.

Sofern diese Effekte ausbleiben, erwartet Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer, dass in den kommenden Monaten sowohl die Inflation insgesamt als auch die geldpolitisch relevante Kernrate fallen werden. Zum einen wegen der weiter nachgebenden Energiepreise, zum anderen, weil die Dienstleistungsinflation zuletzt wegen Sondereffekten hoch geblieben ist: steigende Versicherungsprämien und höherer Preis für das Deutschland-Ticket. Sobald diese Effekte nachlassen, dürfte die Inflation dann auch in diesem Bereich zurückgehen, erwartet er.

Kernteuerung unverändert

Die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Energie-, Nahrungs- und Genussmittel lag in der Eurozone unverändert bei 2,7%. Volkswirte hatten indes einen Rückgang auf 2,6% erwartet. Die Kerninflation bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von 2% an.

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