Einkaufsmanagerindex

Trübe Herbststimmung in der Euro-Wirtschaft

Vor allem in Frankreichs Unternehmen ist die Stimmung im Oktober schlecht. In Deutschland sieht es zwar besser aus, aber nicht wesentlich. Dank der im Einkaufsmanagerindex berücksichtigten südlichen Länder schrumpft die Euro-Wirtschaft nur minimal.

Trübe Herbststimmung in der Euro-Wirtschaft

Trübe Herbststimmung im Euroraum

Einkaufsmanagerindex zeigt gegenläufige Entwicklungen bei Sektoren und Ländern

ba Frankfurt

Vor allem in Frankreichs Unternehmen ist die Stimmung im Oktober schlecht. In Deutschland sieht es zwar besser aus, aber nicht wesentlich. Dank der im Einkaufsmanagerindex berücksichtigten südlichen Länder schrumpft die Euro-Wirtschaft zu Beginn des vierten Quartals nur minimal.

Die Unternehmensstimmung fällt im Oktober herbstlich trübe aus − in Frankreich, Deutschland und daher auch im Euroraum. Die Weltwirtschaft schwächelt, die Nachfrage ist entsprechend mau und die Unternehmen streichen vermehrt Jobs, nachdem auch die Aussichten alles andere als freundlich sind. Zumindest zeigen die vorläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage, dass der Preisdruck weiter nachlässt. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte dies erfreut zur Kenntnis nehmen und sich stärker auf die Konjunkturschwäche fokussieren. Denn die Euro-Wirtschaft bewegt sich derzeit im Bereich zwischen Stagnation und Schrumpfen, wobei die beiden Schwergewichte Deutschland und Frankreich kräftig bremsen, während die Wirtschaftsleistung in den anderen von der S&P-Umfrage erfassten Ländern stärker zulegte als zuletzt. Am Markt wird daher fest mit einer weiteren Zinssenkung im Dezember gerechnet.

Knapp im Schrumpfungsbereich

Der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI Composite) für den Euroraum legte zu Beginn des vierten Quartals um 0,1 auf 49,7 Punkte zu und signalisierte damit zum zweiten Mal in Folge minimale Wachstumseinbußen. Ökonomen hatten bereits erwartet, dass der Wert kaum verändert unter der 50-Punkte-Marke bleibt, der Grenze zwischen wirtschaftlicher Expansion und Schrumpfung.

„Praktisch stagniert“

„In der Eurozone kann man praktisch von einer Stagnation sprechen“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. Dabei sei die andauernde Rezession im verarbeitenden Gewerbe mehr oder weniger vom bescheidenen Wachstum im Dienstleistungssektor überkompensiert worden. „Mehr darf man aber wohl für die nächsten Monate nicht erwarten“, schränkte der Chefökonom ein.

Hoffnung auf Bauwirtschaft

Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, zeigt sich mit Blick auf die kommenden Monate und 2025 skeptisch. Höhere reale Lohnzuwächse könnten den privaten Konsum beleben, andererseits trübt sich aber die Situation am Arbeitsmarkt ein, was zu einer höheren Arbeitslosenquote und dann zu einer Zurückhaltung der privaten Haushalte bei zusätzlichen Ausgaben führen könnte. „Zumindest besteht konkretere Hoffnung für die Baubranche“, erwartet Gitzel: Niedrigere Zinsen könnten zu einer steigenden Immobiliennachfrage führen. „Da die Bauwirtschaft multiplikative Effekte hat, würden auch andere Branchen davon profitieren.“

Industrie läuft etwas besser

Der Dienstleistungssektor vermeldete laut S&P trotz Nachfrageflaute im Oktober weiter Zuwächse. Das Barometer sank unerwartet um 0,2 auf 51,2 Punkte, statt auf 51,5 Zähler zuzulegen. Die Industrie hingegen hat die Produktion erneut kräftig zurückgefahren, wenn auch mit leicht verringerter Rate. Der Index legte um 0,9 auf 45,9 Punkte zu. Die Prognose lag hier bei 45,1 Zählern. Angesichts der unsicheren Aussichten und der immer noch hohen Zinsen sind die Unternehmen bei Investitionen weiter zurückhaltend. Die Hoffnungen ruhen daher auf weiteren Zinssenkungen der EZB und darauf, dass die angekündigten Pekinger Stimulierungsmaßnahmen die chinesische Wirtschaft wieder auf Trab bringen.

Frankreichs Dienstleister stechen heraus

Auf Länderebene zeigte sich gleichfalls eine gegenläufige Entwicklung: Der Abwärtstrend in Frankreich wurde durch den abgemilderten Rückgang in Deutschland ausgeglichen. „Derzeit ist unklar, ob sich die Lage in naher Zukunft weiter verschlechtert oder verbessert“, mahnte de la Rubia. Vor allem die Verbesserung in der Industrie hat den deutschen PMI Composite um 0,9 auf 48,4 Punkte steigen lassen. In Frankreich hingegen rutschte der PMI Composite getrieben von der unerwartet deutlichen Stimmungseintrübung der Dienstleister auf 47,3 nach 48,6 Punkten ab. Zudem dürfte die Ankündigung von Steuererhöhungen und öffentlichen Ausgabenkürzungen der neuen französischen Regierung belastet haben, merkt Bantleon-Ökonom Daniel Hartmann an.

Insee-Index zeigt ähnliches Bild

Auch in der nationalen Erhebung zeigen sich Frankreichs Unternehmen deutlich schlechter gelaunt als erwartet: Das vom Statistikamt Insee erhobene Geschäftsklima ist um 1 auf 97 Punkte gerutscht. Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. „Dies ist das Ergebnis einer deutlichen Verschlechterung des Geschäftsklimas im verarbeitenden Gewerbe, die durch die Verbesserung im Dienstleistungssektor nicht ganz ausgeglichen wurde“, erklärten die Pariser Statistiker.

Im verarbeitenden Gewerbe rutschte der Zählerstand um 7 auf 92. Mit Ausnahme der Coronazeit war dies der stärkste monatliche Rückgang seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008. Das Barometer der Dienstleister legte den dritten Monat in Folge zu, und zwar um 2 auf 101 Punkte. Damit liegt es wieder über dem langjährigen Durchschnitt von 100 Zählern.

Leichte Besserung in Spanien und Italien erwartet

Für Italien und Spanien, deren Umfrageergebnisse noch ausstehen, erwarten Ökonomen minimale Verbesserungen. „In den südeuropäischen Staaten endet eine gut laufende Sommer-Tourismussaison mit entsprechend guten Geschäften für Gaststätten, Hotels & Co, gleichzeitig bleibt die Situation im verarbeitenden Gewerbe angespannt“, so die Analyse von Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

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