Konjunktur

Trübes Klima im Einzelhandel

Die Verbraucher sind verunsichert und halten daher den Geldbeutel zu. Entsprechend mau ist in Deutschland die Stimmung der Einzelhändler, und im Euroraum steigt der Umsatz nur geringfügig.

Trübes Klima im Einzelhandel

Trübes Klima
im Einzelhandel

ba Frankfurt

Die verunsicherten Verbraucher werden in diesem Jahr kaum mehr für Wachstumsimpulse sorgen, entsprechend trüb ist die Stimmung im Einzelhandel. Das Konsumbarometer des Handelsverbandes Deutschland (HDE) ist im Oktober das vierte Mal in Folge gefallen, und zwar um 0,8 auf 96,13 Punkte. Das Ifo-Geschäftsklima wiederum hat im September um 2,5 auf –25,6 Zählern nachgegeben. Die Einzelhändler beurteilten laut Ifo ihre aktuelle Lage geringfügig schlechter und seien für die nächsten Monate pessimistischer geworden. Ursächlich sei die Verunsicherung über das wirtschaftspolitische Umfeld. „Das lässt für das restliche Jahr 2024 keine dynamische Entwicklung bei den privaten Konsumausgaben mehr erwarten“, sagt Ifo-Experte Patrick Höppner. Die Einzelhändler hätten immer weniger Möglichkeiten für Preiserhöhungen und seien bei der Einstellung von Personal zurückhaltender geworden. Viele Einzelhändler fänden zudem ihre Lagerbestände zu hoch und würden ihre Bestellungen verringern.

Nur geringer Aufschwung im Euroraum

Laut HDE planten die Verbraucher in den kommenden Wochen und Monaten zwar etwas mehr Anschaffungen, wollen zugleich aber auch mehr sparen. Zudem fiel der Blick auf ihre eigenen Einkommen sowie die hiesige Konjunktur schwächer aus als zuvor. "Zwar dürfte der private Konsum in den bevorstehenden Wochen bis zur Vorweihnachtszeit nicht nachlassen, doch ein positiver Impuls für das gesamtwirtschaftliche Wachstum ist nicht zu erwarten“, betonte der HDE.

Nicht viel besser sieht es laut dem Statistikamt Eurostat im Euroraum aus: Das saisonbereinigte Absatzvolumen des Einzelhandels stieg im August um 0,2% nach der Stagnation im Juli. Dabei stieg vor allem der Umsatz mit Kraftstoffen an Tankstellen (1,1%). Unter den Mitgliedstaaten verzeichneten Luxemburg (5,3%) und Zypern (2,2%) die höchsten Anstiege im Monatsvergleich. Die kräftigsten Rückschläge gab es in der Slowakei (–1,1%) und Kroatien (–0,7%). Wegen der Umstellung auf neue Datenanforderungen wurden für Deutschland seit April keine Daten mehr veröffentlicht.

Umsatzrückgang in Autoindustrie

In der Ifo-Umfrage berichteten hierzulande Fahrrad- und Lebensmittelhändler, sowie Einzelhändler mit Unterhaltungselektronik von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage wohingegen die Verkäufer von Bekleidung, Möbeln und Einrichtungsgegenständen sowie Baumärkte die Geschäftslage ungünstiger einschätzten als im Einzelhandel insgesamt. Eine spürbare Verschlechterung gab es bei Möbelhändlern und Autohäusern. Die Autoindustrie, die hierzulande für ein Viertel des gesamten Industrieumsatzes steht, erlitt im ersten Halbjahr einen Erlösrückgang von 4,7% auf rund 269,5 Mrd. Euro (ohne Zulieferindustrie). Im ersten Halbjahr 2023 hatte es laut dem Statistikamt Destatis noch einen Rekordumsatz von nominal 282,6 Mrd. Euro gegeben – auch wegen gestiegener Preise. Der Umsatzrückgang zog sich dabei durch alle Bereiche der Autoindustrie.

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