Trump erneuert Zolldrohung gegen Mexiko, Kanada und China
Trump erneuert seine Zolldrohungen
Sorgen vor Handelskrieg steigen − Schularick: Ausfuhren würden um 15 Prozent sinken − Exportstimmung steigt leicht
ba Frankfurt
Der designierte US-Präsident Donald Trump will zum Amtsantritt sein Wahlversprechen umsetzen und Zölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und China erhöhen. Ökonomen warnen vor einem Handelskrieg, die deutschen Unternehmen zeigen sich in einer Ifo-Umfrage derweil abwartend. Ihre Exporterwartungen haben leicht zugelegt, allerdings antwortete jeweils die Hälfte der 9.000 monatlich befragten Manager vor bzw. nach dem 6. November, also dem Tag nach der US-Präsidentenwahl.
Reaktion auf Schmuggel
„Am 20. Januar werde ich als eine meiner ersten Amtshandlungen alle notwendigen Dokumente unterzeichnen, um Mexiko und Kanada mit einem Zoll von 25% auf alle Produkte zu belegen, die in die USA kommen“, erklärte Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. Begründet wird der Schritt mit dem illegalen Drogen- und Menschenschmuggel über die Grenze. Die Zölle blieben in Kraft, bis Mexiko und Kanada entschieden gegen diese Probleme vorgingen. Der chinesischen Regierung wiederum wirft Trump vor, nicht ausreichend gegen den Drogenstrom über Mexiko in die USA vorzugehen. „Solange das nicht gestoppt wird, werden wir China mit einem zusätzlichen Zoll von 10% auf all seine vielen Produkte belegen.“
Die jüngste Ankündigung Trumps „zeigt, dass er es mit einem protektionistischen Kurs ernst meint, selbst wenn diese Politik zum Schaden auch der USA ist“, erklärt Julian Hinz, Forschungsdirektor Handelspolitik am IfW Kiel. Besonders alarmierend sei der Schritt gegen Mexiko und Kanada, die wichtigsten Handelspartner der USA, mit denen Trump in seiner ersten Amtszeit noch ein Handelsabkommen, das USMCA, abgeschlossen hatte. 2023 gingen mehr als 83% der Exporte aus Mexiko und 75% der kanadischen Exporte in die USA. Schwerwiegend könnten auch die Folgen für die hiesigen Autobauer sein, die wegen des Freihandelsabkommens riesige Werke in Mexiko hochgezogen haben, um von dort günstig produzierte Autos in alle Welt zu liefern − vorrangig in die USA.
WTO-Ende wäre schlimmer als US-Zölle
Noch schwerwiegender wäre Hinz zufolge „jedoch ein langfristiger Schaden durch eine geschwächte WTO und eine Zersplitterung der globalen Handelsordnung in rivalisierende Blöcke“. Um eine Eskalation zu vermeiden, könnte die EU einen Vorschlag für ein auf einzelne Sektoren begrenztes Handelsabkommen mit den USA vorlegen. Zugleich sollte die EU ihre Handelsbeziehungen diversifizieren und müsse schnell in die Lage kommen, sich militärisch ohne Hilfe der USA verteidigen zu können, um ihre Verhandlungsposition zu stärken.
Die USA sind der mit Abstand größte Abnehmer deutscher Waren: 2023 wurden Güter im Wert von 157,9 Mrd. Euro dorthin geliefert − dies entspricht 9,9% der deutschen Exporte. Sollte Trump auch auf europäische Güter neue Zölle von 10% erheben, dürften die deutschen Exporte in die USA mittelfristig um 15% fallen, sagte IfW-Präsident Moritz Schularick der Nachrichtenagentur Reuters. Dies hätte schwerwiegende Folgen: „Jeder noch so kleine Zollanstieg sollte reichen, um aus der aktuellen Stagnation der deutschen Wirtschaft eine Rezession zu machen“, zitiert Reuters den ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Trumps Zollhammer sei aber erst einmal mit Vorsicht zu genießen, denn dessen Nominierungen für das Handels- und Finanzministerium würden signalisierten, dass seine Minister eher gemäßigt seien und keinen aggressiven Handelskrieg vom Zaun brechen wollten.
„Neue Qualität in der Diplomatie“
Für Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, ist die Ankündigung „ein Vorgeschmack auf das, was auch anderen Ländern drohen könnte“. Die „angeschlagene europäische Industrie muss sich also noch wärmer anziehen“. Dass im Fall von Mexiko und Kanada Einwanderungsfragen mit Strafzöllen beantwortet werden, habe eine neue Qualität in der Diplomatie. „Und noch etwas: Es wird auch zunächst nicht auf Verhandlungen gesetzt, sondern erst folgt die Strafe und anschließend wird vermutlich verhandelt.“ Gitzel weist zudem auf die negativen Folgen für die USA hin: „Importe werden teurer, die Inflation steigt, was wiederum das reale Haushaltseinkommen belastet.“ Auch die Fed müsste bei einer erneut anziehenden Teuerung ihren geldpolitischen Lockerungskurs überdenken.
Exportstimmung steigt leicht
Die vom Ifo erhobene Exportstimmung hat sich im November leicht verbessert. Das entsprechende Barometer stieg um 0,6 auf minus 5,9 Punkte. „Die Unternehmen sind verunsichert, warten aber noch ab, welche Handelspolitik Trump letztendlich umsetzen wird“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Womöglich komme es auch zu Vorzieheffekten, weil sich Unternehmen vorsorglich mit den benötigten Produkten eindecken. „Zudem hat der Dollar nach der Wahl kräftig aufgewertet, wovon die Exporteure profitieren können.“
Generell blicke die Industrie eher zurückhaltend auf die Entwicklung des Auslandsgeschäfts. Am stärksten ist dem Ifo zufolge weiter die Metallindustrie betroffen, wo deutliche Rückgänge beim Export erwartet werden. Die Automobilbranche rechnen ebenfalls mit geringeren Auslandsgeschäften, aber in geringerem Ausmaß wie noch im Vormonat. „Im Maschinenbau gibt es seit Monaten eine leicht negative Tendenz“, hieß es weiter. Während sich in der chemischen Industrie positive und negative Aussichten nahezu ausgleichen, erwarten die Hersteller von Nahrungsmitteln und Getränken steigende Exporte.