US-Handelspolitik

Trump will Stahleinfuhren mit Zöllen überziehen

US-Präsident Donald Trump plant Einfuhrzölle gegen Stahlprodukte aus dem Ausland. Die Abgaben könnten Europas Industrie hart treffen.

Trump will Stahleinfuhren mit Zöllen überziehen

Trump kündigt Zölle auf Stahlimporte an

Abgaben auch für Aluminium vorgesehen – Präsident plant danach „reziproke Zölle“ auf andere Produkte

US-Präsident Donald Trump plant flächendeckende Einfuhrzölle für Stahlprodukte aus dem Ausland. Experten sagen einen Preisschock voraus, glauben aber auch, dass Investitionen in den USA längerfristig steigen könnten. Leidtragende könnten insbesondere Stahlkocher in Europa sein.

det Washington

US-Präsident Donald Trump will Zölle auf sämtliche Stahleinfuhren in die USA verhängen. Er plant zudem, im Wochenverlauf reziproke Abgaben auf Importe gegen Länder zu verhängen, die bereits entsprechende Sanktionen gegen die USA verhängt haben. „Wenn die anderen Länder uns 130% in Rechnung stellen und wir ihnen gar nichts, dann wird das nicht so bleiben“, sagte Trump am Sonntagabend auf dem Weg zum Super Bowl in New Orleans. Aluminiumprodukte will Trump ebenfalls mit Abgaben überziehen, wollte aber nicht sagen, in welcher Höhe. Die reziproken Zölle will er entweder am Dienstag oder am Mittwoch verkünden. Unklar bleibt, welche Länder oder Produktgruppen betroffen sein werden.   

Nach Ansicht einiger Experten könnten die US-Wirtschaft von den Zöllen langfristig profitieren. Zwar sei als erste Reaktion mit einer Verteuerung zu rechnen, sagt James Campbell, Analyst beim Forschungsinstitut CRU Group, das Trends und Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten auswertet. Trotz erster Preissprünge könnten die Abgaben in einigen Jahren dazu führen, dass die Investitionen in der Stahl- und Aluminiumindustrie steigen. „Seit Trumps ersten Stahl- und Aluminiumzöllen 2018 haben die Investitionen in diesen Branchen zugelegt“, so Campbell. Damals hatte Trump neben Abgaben auch Einfuhrbeschränkungen für einige Länder, etwa Argentinien, Südkorea und Australien, angeordnet.

Deutlicher Rückgang der Importe

Außerdem sind die Stahlimporte in die USA seit 2014 um 35% zurückgegangen. Experten zufolge haben Trumps Sanktionen dazu maßgeblich beigetragen. Wie die International Trade Association des US-Handelsministeriums berichtet, gaben die Importe 2023 gegenüber dem Vorjahr um 8,7% nach. Vergangenes Jahr wurde dann erstmals wieder ein geringfügiger Anstieg auf 26,4 Mill. metrische Tonnen gemessen. Den meisten ausländischen Stahl kaufen die USA in Kanada, Mexiko und Brasilien ein. 

Betroffen wird aber auch die EU sein. Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, stellte fest, dass „die Ankündigung des US-Präsidenten, Strafzölle zu verhängen, die Stahlindustrie in Deutschland und der EU in mehrfacher Hinsicht trifft, und zwar zur Unzeit“, so Groebler. Die USA seien „der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie“, sagte er.

Allein Deutschland würde jährlich etwa 1 Mill. Tonnen an Spezialstählen in den USA verkaufen. Aus der EU würden 20% der gesamten Stahlausfuhren in die Vereinigten Staaten gelangen. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hat zudem vor negativen Folgen für die Weltwirtschaft gewarnt. Die Zölle könnten „enorme Unsicherheit schaffen“, sagte er. Die Abgaben würden einen „Angebotsschock“ auslösen und „fundamentale Folgen haben“, sagte de Guindos in einem Interview mit dem spanischen Sender TVE.

Kaum budgetwirksam

Trump hat bisher unter anderem argumentiert, dass die Zölle helfen würden, das Loch im US-Staatshaushalt zu stopfen. Das Congressional Budget Office (CBO) erwartet, dass die Neuverschuldung im Fiskaljahr 2025, das am 1. Oktober begann, 1,9 Bill. Dollar erreichen wird. Damit wird die Defizitquote auf 6,2% steigen. Der Anteil der gesamten Staatsverschuldung am Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bereits heute bei über 120%.

Obwohl Trump die Zölle als ergiebige Einnahmequelle ansieht, die beim Defizitabbau helfen könnte, fielen die Erlöse nach der ersten Runde von Zöllen vor 6 Jahren eher bescheiden aus. Nach Angaben des Congressional Research Service spülten die Abgaben damals in den ersten 5 Monaten nach ihrem Inkrafttreten nur 1,4 Mrd. Dollar in die Staatskasse.

Bericht Seite 8

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