Einkaufsmanagerindex

Überraschender Dämpfer für Euro-Wirtschaft

Die Dienstleister haben es gerade noch so geschafft, die Euro-Wirtschaft auf Wachstumskurs zu halten. Der Einkaufsmanagerindex für Juli enttäuscht. Die Zeichen verdichten sich, dass die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung später einsetzen und weniger dynamisch ausfallen könnte.

Überraschender Dämpfer für Euro-Wirtschaft

Unerwarteter Dämpfer

Einkaufsmanagerindex sinkt − Industrie und Servicesektor schwächer

Die Dienstleister haben es gerade noch so geschafft, die Euro-Wirtschaft auf Wachstumskurs zu halten. Der Einkaufsmanagerindex für Juli enttäuscht. Die Zeichen verdichten sich, dass die für das zweite Halbjahr erwartete Erholung später einsetzen und weniger dynamisch ausfallen könnte.

ba Frankfurt

Der Start der Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte ist verpatzt − sowohl im Euroraum als auch in deren beiden größten Volkswirtschaften. Die vorläufigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage im Juli versetzen den aufgekeimten Konjunkturhoffnungen einen deutlichen Dämpfer. Die Euro-Wirtschaft hält sich dank der Dienstleister gerade noch so im Wachstumsterritorium. Gleichzeitig rutscht die hiesige Wirtschaft in den rezessiven Bereich.

Die französische Wirtschaft wird von den Olympischen Spielen befeuert und rückt zumindest wieder etwas näher an der Nulllinie heran − aber eben von unten. Dies wären gute Zinssenkungsargumente für die EZB. Jedoch geben die Preiskomponenten noch keine Entwarnung.

Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, also für Dienstleister und Industrie zusammen, sank um 0,8 auf 50,1 Zähler. Dies ist der niedrigste Stand seit fünf Monaten. Ökonomen wurden vom zweiten Rückgang in Folge überrascht. Sie hatten mit einer Stagnation gerechnet. Der Stimmungsindex hält sich nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, signalisiert aber immer noch eine leichte Expansion der wirtschaftlichen Aktivität.

Dienstleister als Stützpfeiler

Der Dienste-PMI liegt auch nach dem Rückgang um 0,9 auf 51,9 Zähler über der wichtigen Expansionsmarke. Das sei „das Maximale an positiver Nachricht, was aus dem heutigen Zahlenwerk gezogen werden kann“, analysiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

Die rückläufige Teuerung stärke die Kaufkraft der privaten Haushalte, so Hitzel weiter. Gleichzeitig sei nach Corona das Bedürfnis nach Unterhaltung und Urlaub hoch. Davon profitiere Europas Süden. „Der Dienstleistungssektor bleibt deshalb vorerst die zentrale wirtschaftliche Stütze.“ Die zähe wirtschaftliche Entwicklung dürfte in die Verlängerung gehen, schätzt der Chefvolkswirt.

Industrie schwächelt weiter

Der Industrie-PMI fiel um 0,2 Punkte auf 45,6 Punkte. Für Cyrus de la Rubia, Chefökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank, ist es beunruhigend, dass die Unternehmen „Monat für Monat Arbeitsplätze abbauen“.

Da die Beschäftigung durchweg langsamer sank als die Produktion, deute dies auf zwei Dinge hin: Die Unternehmen seien mit dem Personalabbau zurückhaltend, da sie auf bessere Zeiten hofften. Zweitens nehme die Arbeitsproduktivität ab. Das verschlechtere wiederum die Wachstumsaussichten.

Deutschland rutscht in rezessiven Bereich

„Während Deutschland um sein Wachstum kämpfen muss, wird die französische Wirtschaft durch die Olympischen Spiele angeheizt“, kommentierte de la Rubia die Stimmungseintrübungen in beiden Ländern. Der PMI Composite für Frankreich kletterte von 48,2 Punkte im Juni auf 49,5. Das deutsche Pendant rutschte auf 48,7 Punkten nach 50,4 im Juni und damit nach vier Monaten wieder unter die Wachstumsschwelle. „Das sieht nach einem ernsthaften Problem aus“, mahnte de la Rubia. Die Indexwerte für Industrie und Dienstleister gaben unerwartet weiter nach.